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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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und Reinhard Markner sei eine „Auftragsarbeit des Präsidenten der Deutschen<br />

Akademie für Sprache und Dichtung“.<br />

Anlage 1<br />

Als Anlage 1 ist dem Bericht der schon bekannte Text „Immer wieder falsche<br />

Beispiele“ angefügt, der seit 2000 auch auf der Internetseite der Kommission steht. Zur<br />

Kennzeichnung der Vorgehensweise seien hier drei aufeinander folgende Beispiele<br />

herausgegriffen. Ich füge der Gegenüberstellung von „Falschmeldung“ und<br />

„Richtigstellung“ jeweils meinen Kommentar hinzu:<br />

Falschmeldung:<br />

„[...] der Staat [...] überschreitet seine Kompetenz, [...] indem er meint, diktieren<br />

zu können, [...] daß Schneuzen von Schnauze kommt.“ (Appell der Deutschen<br />

Akademie für Sprache und Dichtung, FAZ vom 4.8.2000)<br />

Richtigstellung:<br />

Ein Blick in die einschlägigen etymologischen Wörterbücher belegt die<br />

Verwandtschaft von Schnauze und schnäuzen. Vgl. Kluge, 23. Aufl. 1995, S. 735<br />

ff. und Pfeifer (Hrsg.), München 1997, S. 1228 ff.<br />

Kommentar: Die Wörterbücher sagen sachlich richtig, daß die beiden Wörter verwandt<br />

sind, nicht aber, daß schneuzen (mhd. sniuzen) von Schnauze abgeleitet ist. Mehr hatte<br />

auch die Akademie nicht behauptet.<br />

Falschmeldung:<br />

„Und verbläuen ist nicht mit blau verwandt.“ (K. Reumann, FAZ vom 10.8.2000;<br />

S. 3)<br />

Richtigstellung:<br />

„Zerbläut ihn! Schlagt! / Sein Maul soll jedes Wort entgelten!“ (aus einem<br />

Gedicht Friedrich von Hagedorns, 1757, in der FAZ vom 9.8.2000 (!); S. N 6)<br />

Kommentar: Es ist nichts Neues, daß manche Menschen verbleuen, einbleuen usw. mit<br />

blau in Verbindung bringen. Das mag auch Hagedorn so empfunden haben – dessen<br />

Text allerdings aus einer orthographischen Frühzeit stammt und nur begrenzt solche<br />

Rückschlüsse zuläßt. Dennoch ist es nicht damit verwandt, und die von der Reform<br />

verordnete, nunmehr allein gültige volksetymologische Schreibweise ist damit nicht zu<br />

rechtfertigen.<br />

278<br />

Falschmeldung:<br />

„Die Kultusminister haben ... gesagt, die Neuerung schaffe kein einziges Wort ab.<br />

Aber das ist nicht die Wahrheit; denn so dumm sind die Minister nicht, daß sie<br />

nicht wüßten, welch ein Bedeutungsunterschied zwischen schwer fallen und<br />

schwerfallen besteht.“ (K. Reumann, FAZ vom 10.8.2000)<br />

Richtigstellung:<br />

Er ist schwer gefallen und es ist ihm schwer gefallen sind syntaktisch ganz<br />

unterschiedliche Konstruktionen. Auch wenn schwer fallen jetzt – wegen der<br />

Steigerbarkeit des Adjektivs – in beiden Fällen getrennt geschrieben wird, geht<br />

keine Bedeutung verloren, sondern allenfalls ein Wörterbucheintrag. Im Kontext

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