REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben
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Zahlreiche Anfragen aus dem Kreis unserer Kunden nach der Unterzeichnung<br />
vom 1. Juli lassen uns vermuten, daß sich zwischenzeitlich das allgemeine<br />
Problembewußtsein weiterentwickelt hat und Sie entsprechende Vorschläge von<br />
uns erwarten.<br />
Unser heutiger Brief ist mit den anderen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen<br />
abgestimmt. Die Agenturen gehen davon aus, daß eine Veränderung<br />
der Rechtschreibung nur gemeinsam erfolgen kann. Voraussetzung für eine<br />
geänderte Rechtschreibung der deutschsprachigen Agenturen ist jedoch, daß diese<br />
Veränderung von den Kunden akzeptiert oder gewünscht wird. Dabei gehen wir<br />
davon aus, daß eine solche Änderung des Agenturmaterials bei den meisten<br />
unserer Kunden nur gleichzeitig mit einer Umstellung auf die neue<br />
Rechtschreibung im gesamten redaktionellen Teil von Zeitungen und<br />
Zeitschriften erfolgen kann. Voraussetzung dafür ist unter anderem die<br />
Umstellung von Redaktions- und Datenbanksystemen.<br />
Das bedeutet, daß jeder Schritt der Agenturen nur im Einklang mit erheblichen<br />
Anstrengungen der Kunden vorgenommen werden kann. Abgesehen von der<br />
Akzeptanz durch die Leser handelt es sich hier vermutlich vor allem um ein<br />
Ausbildungsproblem sowie um möglicherweise nicht unerhebliche technische<br />
Veränderungen beispielsweise in den Rechtschreibprogrammen von<br />
Redaktionssystemen.<br />
Unserer Ansicht nach ist eine Umstellung auf die neue Rechtschreibung letztlich<br />
unvermeidlich – vor allem, weil die nachwachsende Lesergeneration anderenfalls<br />
den Printmedien verlorengehen könnte.<br />
Wie halten zwei Wege für denkbar:<br />
1) Anwendung aller wesentlichen neuen Rechtschreibregeln ab einem<br />
festzulegenden Zeitpunkt.<br />
Dies würde bedeuten: Schlagartige Veränderung des neuen Agenturmaterials über<br />
Nacht: Ausgenommen werden könnten einige neue Schreibweisen, deren<br />
Akzeptanz derzeit noch besonders fraglich erscheint. Vorteil dieses Verfahrens<br />
wäre die relativ übersichtliche Umstellung von Redaktionssytemen und<br />
Datenbanken.<br />
2) Schrittweise Anwendung der neuen Rechtschreibregeln in beispielsweise drei<br />
Erappen:<br />
1. Etappe: Anwendung der Regeln zur Getrenntschreibung sowie zur Groß- und<br />
Kleinschreibung<br />
2. Etappe: Anwendung der Regeln über den Gebrauch von „ss“ und „ß“<br />
3. Etappe: Anwendung der Regeln über neue Schreibweisen von Wörtern, sofern<br />
diese nicht bereits durch die beiden vorhergegangenen Etappen erfaßt wurden.<br />
Ein möglicher Vorteil wäre, die Einführung der überaus gewöhnungsbedürftigen<br />
neuen Rechtschreibung für all jene Leser zu erleichtern, die durch die<br />
Stichtagelösung möglicherweise verschreckt würden. Sie böte beispielsweise die<br />
Möglichkeit, die zweite Etappe erst dann einzuführen, wenn im öffentlich<br />
wahrnehmbaren Schriftbild die Akzeptanz erkennbar ist.