REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben
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„Sekretariat der Ständigen Konferenz<br />
der Kultusminister der Länder<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
Az: - II C - 8503<br />
An die<br />
deutschen Auslandsschulen<br />
und die Europäischen Schulen<br />
Betr.: Neuregelung der deutschen Rechtschreibung<br />
Bonn, den 4.9.1996<br />
Für die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung gelten entsprechend dem<br />
Beschluß der KMK vom 1.12.1995 folgende allgemeine Fristen:<br />
1. Die Neuregelung tritt am 1. August 1998 in Kraft. Sie ist von diesem Zeitpunkt an<br />
dem Unterricht in allen Jahrgangsstufen zugrundezulegen.<br />
2. Bis zum 31. Juli 2005 werden bisherige Schreibweisen nicht als falsch, sondern<br />
als überholt gekennzeichnet und bei Korrekturen durch die neuen Schreibweisen<br />
ergänzt.<br />
Für die Umsetzung der Neuregelung an den deutschen Schulen im Ausland gilt im<br />
einzelnen:<br />
1. Von Schuljahrsbeginn 1996/97 an wird den Kindern des 1. Schuljahrganges und<br />
den Schülern, die mit Deutsch als Fremdsprache beginnen, die neue Schreibweise<br />
vermittelt.<br />
2. Innerhalb der Übergangsregelung bis zum 31. Juli 1998 wird den Schulen<br />
empfohlen, die neuen Rechtschreibregelungen in allen Fächern auch bereits vor dem<br />
Inkraftsetzungsdatum (1.8.1998) einzuführen bzw. anzuwenden, sobald der<br />
Fortbildungsstand der Lehrkräfte und die Materiallage dies ermöglichen. Dazu ist<br />
nach Beratungen mit den Eltern und den Schülern ein Beschluß der<br />
Gesamtkonferenz und die Entscheidung des Schulträgers erforderlich. Unabhängig<br />
davon gilt Punkt 1.<br />
3. Es ist in jedem Fall sicherzustellen, daß vom Schuljahr 1996/97 an alle<br />
Schulabgänger über die neuen Regeln hinreichend informiert werden.<br />
Für die Umsetzung des KMK-Beschlusses beim Deutschen Sprachdiplom werden<br />
den betroffenen Schulen rechtzeitig weitere Informationen zugehen.“<br />
Das Goethe-Institut schloß sich umstandslos an, obwohl der Präsident, Hilmar<br />
Hoffmann, ebenso wie der Generalsekretär, Joachim Sartorius, privat ihre Ablehnung<br />
der Neuregelung zu Protokoll gegeben hatten.<br />
In einem Rund<strong>schreiben</strong>, das auch auf der Internetseite des Goethe-Instituts zu lesen<br />
ist, machte sich das Institut die Reformpropaganda zu eigen. Sogar das Märchen von<br />
„112 statt 212 Rechtschreibregeln, 9 statt 57 Kommaregeln“ wurde kritiklos<br />
wiederholt. Von den 12.000 Wörtern des amtlichen Wörterverzeichnisses würden nur<br />
185 geändert; in Wirklichkeit sind etwas über 1000 mit einem Sternchen als neu<br />
markiert. Natürlich fehlt auch nicht die Mahnung zur „Gelassenheit“, d. h. zur ruhigen<br />
Umsetzung der Neuregelung. (Daß das Institut die Nebenvariante „Orthografie“<br />
benutzt, ist auch ein untrügliches Zeichen besonderer Unterwerfungsbereitschaft.)<br />
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