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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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Ein treffenderer Titel für das vorliegende Werk wäre: „Günter Kempcke et al.:<br />

Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, umgearbeitet von Gerhard Augst“.<br />

Zwar gehört das Ab<strong>schreiben</strong> zum täglichen Geschäft der Wörterbuchmacher, aber<br />

noch nie hat sich einer offen zu dem Plan bekannt, ein fremdes Werk zu scannen (!).<br />

Diese Absicht zerschlug sich, wie G. Augst im Vorwort berichtet, aus technischen<br />

Gründen, herausgekommen ist aber dennoch eine teilweise anders angeordnete, im<br />

übrigen nur unwesentlich veränderte Abschrift des genannten, 1984 in der DDR<br />

erschienenen Handwörterbuchs (HDG), ergänzt durch Abschnitte aus dem Deutschen<br />

Universalwörterbuch von Duden (2. Aufl. 1989) (DUW). Das Werk will ein<br />

Bedeutungswörterbuch sein, doch gerade die Bedeutungsangaben sind mitsamt den<br />

Beispielen weitgehend wörtlich übernommen.<br />

Wie eng das Verhältnis zwischen Augsts Buch und seinen Vorlagen ist, können zufällig<br />

herausgegriffene Beispiele verdeutlichen:<br />

HDG:<br />

Augst:<br />

DUW:<br />

Augst:<br />

kraulen (...) in Brustlage schwimmen, wobei die Arme abwechselnd über Wasser<br />

nach vorn gestreckt und unter Wasser mit leicht gewölbten Handflächen und<br />

zusammengelegten Fingern zurückgezogen und die Beine abwechselnd auf- und<br />

abwärts bewegt werden (...): er kann gut k.; er ist über den See gekrault<br />

kraulen (...) in Brustlage schwimmen, wobei die Arme abwechselnd über Wasser<br />

nach vorn gestreckt u. unter Wasser mit leicht gewölbten Handflächen u.<br />

zusammengelegten Fingern zurückgezogen u. die Beine abwechselnd auf- u.<br />

abwärts bewegt werden: er kann gut k.; er ist über den See gekrault<br />

Hund (...) kleines bis mittelgroßes Säugetier, das bes. wegen seiner Wachsamkeit<br />

u. Anhänglichkeit als Haustier gehalten wird, einen gut ausgebildeten Gehör- und<br />

Geruchssinn besitzt u. beißen u. bellen kann<br />

Hund (...) kleines bis mittelgroßes Säugetier, das (bes. wegen seiner Wachsamkeit<br />

u. Anhänglichkeit) als Haustier gehalten wird, einen gut ausgebildeten<br />

Gehör- und Geruchssinn besitzt u. beißen u. bellen kann<br />

So stammen wohl über tausend Seiten des Buchs von fremder Hand. Das Wörterbuchmachen<br />

ist hier auf eine – allerdings umfangreiche, im übrigen jahrelang von der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte – Hilfskrafttätigkeit reduziert. Davon<br />

abgesehen, wirft das Verfahren jedoch eine Reihe von Problemen auf, die unmittelbar<br />

zum Kern des ganzen Unternehmens führen.<br />

Augst legt ein nach Wortfamilien geordnetes Wörterbuch der deutschen Sprache vor.<br />

Der Nutzen eines solchen Werkes für die deutsche Sprachwissenschaft steht grundsätzlich<br />

außer Frage, würde es doch – im Falle des Gelingens – die unterschiedliche<br />

Produktivität der einzelnen Stämme und Morpheme zeigen und so insbesondere der<br />

Wortbildungsforschung ihre Arbeit erleichtern. Es könnte im einfachsten Falle eine Art<br />

Register zum etymologischen Wörterbuch oder auch zur Wortbildungslehre liefern.<br />

Solche Listen gibt es auch schon. Anspruchsvoller ist das überaus nützliche, von Augst<br />

nicht erwähnte Wortfamilienwörterbuch, das Heinrich Erk für die Wissenschafts-<br />

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