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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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„An einem Einzelfall vorgeführt, bedeutet das: Die ersten Wörterbuchauflagen,<br />

die die neue Rechtschreibung darstellen, waren zu teilweise unterschiedlichen<br />

Interpretationen von Bildungen wie erfolgversprechend (Bertelsmann 1996) bzw.<br />

Erfolg versprechend (Duden 1996) gekommen (vgl. auch S. 62ff. dieses<br />

Berichts). Die Kommission stellte klar, dass immer dann beide Schreibungen<br />

möglich sind, wenn neben einer aus zwei Wörtern bestehenden Grundform<br />

(Erfolg versprechen), die zur ebenfalls in zwei Wörtern zu <strong>schreiben</strong>den<br />

partizipialen Form führt (Erfolg versprechend), auch gesteigerte Formen<br />

existieren, die nur zusammengeschrieben werden können (noch<br />

erfolgversprechender, sehr erfolgversprechend) und folgerichtig zu partizipialen<br />

Formen gehören, die auch dann zusammengeschrieben werden, wenn sie nicht<br />

gesteigert sind (erfolgversprechend).“<br />

Dies ist durchaus neu (s. oben S. 155f.) – und führt geradewegs zur bisherigen<br />

Rechtschreibung zurück, so daß die entsprechenden Sternchen im amtlichen<br />

Wörterverzeichnis (für „neu“) nicht mehr berechtigt sind. Näheres in Teil B.<br />

„Umschulungen – Kurse zur neuen Rechtschreibung“<br />

Die Kommission berichtet auf nicht weniger als fünf Seiten über Erfahrungen aus<br />

Umschulungskursen mit professionellen Schreibenden, sagt aber nichts über die Art<br />

der Datengewinnung, so daß die Repräsentativität der „Untersuchung“ völlig im<br />

dunkeln bleibt. Grundlage seien „Erfahrungen (der Kommissionsmitglieder) als<br />

Lehrende in Umschulungsseminaren sowie (...) eine Reihe von Gesprächen mit<br />

Einzelpersonen“ (S. 56).<br />

„Die überwiegende Mehrheit der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer zeigte<br />

sich enttäuscht darüber, dass in der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung<br />

darauf verzichtet wurde, die Kleinschreibung der Substantive einzuführen.“ (S.<br />

59)<br />

Hier liegt der Verdacht nahe, daß die Reformer diese vage Behauptung nur benutzen,<br />

um auf ihr eigentliches, schon vor Jahren einstimmig bekräftigtes Ziel, die „gemäßigte<br />

Kleinschreibung“, zurückzukommen.<br />

Die Kursleiter stellten, wie berichtet wird, zu ihrer eigenen Überraschung fest, daß die<br />

meisten Kursteilnehmer nicht über das grammatische Schulwissen verfügten, das die<br />

Neuregelung voraussetzt. Die Urteile dieser Teilnehmer müßten also besonders kritisch<br />

daraufhin untersucht werden, was eigentlich gesagt und was lediglich suggeriert<br />

wurde.<br />

„Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer begrüßten einstimmig folgende<br />

neue Großschreibungen: (...) Bezeichnungen für substantivische Tageszeiten (...):<br />

heute Abend.“<br />

Auch diese Angabe weckt Zweifel, denn solche „einstimmigen“ Voten für die eine<br />

oder andere Neuregelung sind eher selten und allenfalls bei sehr kleinen und homogenen<br />

Teilnehmergruppen denkbar. Unzweifelhaft richtig ist dagegen:<br />

270<br />

„Die neue s-Schreibung gilt als Erkennungssignal der neuen Rechtschreibung.“<br />

(S. 57)

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