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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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Die Fehlerhaftigkeit der Neuregelung brachte von Anfang an eine Dynamik in das<br />

Schicksal der Reform, die sich am besten an den rasch aufeinanderfolgenden<br />

reformierten Wörterbüchern ablesen läßt. Ich habe die meisten davon rezensiert und<br />

gebe hier einige dieser Besprechungen mit leichten Kürzungen in chronologischer<br />

Reihenfolge wieder.<br />

Bertelsmann: Die neue deutsche Rechtschreibung, verfasst von Ursula Hermann,<br />

völlig neu bearbeitet und erweitert von Prof. Dr. Lutz Götze mit einem Geleitwort von<br />

Dr. Klaus Heller. Gütersloh 1996<br />

Das rasche Erscheinen des vorliegenden Rechtschreibwörterbuchs im Sommer 1996<br />

hat wesentlich dazu beigetragen, die Einsicht in die Revisionsbedürftigkeit der<br />

Rechtschreibreform zu fördern.<br />

Das Werk ist mit einem Geleitwort von Klaus Heller versehen, einem Mitarbeiter des<br />

Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. Heller schreibt: „Das gewohnte<br />

Schriftbild bleibt soweit wie irgend möglich erhalten.“ Hier muß so weit getrennt<br />

geschrieben werden, da es sich nicht um die Konjunktion handelt, sondern um den<br />

hinweisenden Teil der Korrelativkonstruktion (vgl. Regelwerk § 39 E1 (2), aber E2<br />

(2.4)). Im Wörterbuchteil steht allerdings: ich werde ihm soweit wie möglich<br />

nachgeben; aber: lauf so weit wie möglich. Ebenso: ich bin soweit, ich bin soweit<br />

fertig, er kann es sowenig wie ich. All dies ist falsch.<br />

Auf das Geleitwort folgen die üblichen Benutzerhinweise, Umschriftalphabete und<br />

Korrekturanweisungen sowie eine vier Seiten umfassende Darstellung „Zur Geschichte<br />

der Rechtschreibung“, für die der Herausgeber persönlich als Verfasser zeichnet. Sie ist<br />

sachlich und orthographisch mangelhaft.<br />

Götzes Vorschau auf die amtlichen Regeln enthält weitere sachliche und<br />

orthographische Fehler, auf die hier nicht eingegangen werden soll, zumal sie in den<br />

Nachauflagen teilweise schon korrigiert sind.<br />

Es folgt ein Abdruck der amtlichen Regeln. Nach jeder Regel gibt der Herausgeber<br />

Hinweise auf die Unterschiede zur bisherigen Regelung. In diesen Abschnitten zeigt<br />

sich, daß Götze falsche Vorstellungen vom bisher gültigen Duden hat.<br />

Zu § 32: Die Unterscheidung von Dank sagen/danksagen ist kein „Zweifelsfall“ wie<br />

sitzen bleiben/sitzenbleiben und wird auch nicht auf wörtliche und übertragene<br />

Bedeutung zurückgeführt, sondern entspricht der doppelten Flexionsmöglichkeit sagt<br />

Dank vs. danksagt. – Zu § 34: Als bisherige Regelung wird abhandenkommen<br />

angeführt. Das ist falsch. Auch die Gegenüberstellung von bisherigem festhalten und<br />

neuem fest halten ist nicht korrekt, da beide Möglichkeiten mit unterschiedlicher<br />

Bedeutung immer gegeben waren und auch nach der Neuregelung erhalten bleiben. –<br />

Zu § 36: Hier wird zunächst wieder abhanden kommen fälschlich als Neuschreibung<br />

gekennzeichnet. Auch dicht behaart, hell strahlend, leuchtend rot, schwach bevölkert<br />

waren schon früher möglich; neu ist nur ihre ausschließliche Geltung. Gefangen<br />

nehmen gehört nicht unter diesen Paragraphen. – Zu § 37: Die Alternativschreibungen<br />

viertel Kilogramm/Viertelkilogramm usw. sind keineswegs neu. – Zu § 39: Es trifft<br />

nicht zu, daß eine bisherige Alternativschreibung an Hand/anhand durch die alleinige<br />

Schreibung anhand ersetzt worden wäre; auch das Wörterbuch selbst ist anderer<br />

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