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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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Agenturen AFP, AP, dpa, ddp, epd, KNA, Reuters, sid, vwd, APA (Österreich)<br />

und sda (Schweiz) an.“<br />

Unverkennbar ist die Tendenz, die Diskussion herunterzuspielen und die anhaltende<br />

Ablehnung der Reform durch die Bürger und Zeitungsleser überhaupt nicht zu<br />

erwähnen. Andernfalls hätte die Agentur ja, gemäß ihrer Ankündigung, eine neue<br />

Befragung vornehmen müssen.<br />

Nachdem ich auf den Widerspruch zwischen den Zahlenangaben hingewiesen hatte,<br />

schrieb Herlyn am 14. 12. 2000, es handele sich um einen „Tippfehler“, und ließ statt<br />

„95 Prozent“ seine frühere Angabe „70 Prozent“ wiederherstellen.<br />

Aus manchen Zeitungen ist Klage über das eigenmächtige Vorgehen der Deutschen<br />

Presse-Agentur zu hören, von der die Initiative zur Umstellung ausgegangen war. Ein<br />

entscheidender Schritt war der Vorstoß, den dpa im Sommer 1996 unternahm – als<br />

noch nicht einmal der neue Duden erschienen war, nur wenige den Inhalt der<br />

Neuregelung kannten und die Proteste der Bevölkerung sich noch kaum artikuliert<br />

hatten. Der Chefredakteur verschickte folgendes Rund<strong>schreiben</strong> „an die Chefredakteure<br />

der Bezieher des Basisdienstes“ (Hervorhebung hinzugefügt):<br />

Rechtschreibreform<br />

Sehr verehrte Frau Kollegin,<br />

sehr geehrter Herr Kollege,<br />

„Hamburg, 14. August 1996<br />

die Vertreter der deutschen Länder und einiger deutschsprachiger Staaten haben<br />

am 1. Juli die Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung beschlossen.<br />

Bereits ab Herbst dieses Jahres wird den Erstkläßlern in acht von 16<br />

Bundesländern die neue Rechtschreibung gelehrt, in Bayern und Bremen gilt die<br />

Reform auch schon in den Abschlußklassen.<br />

Mit Wirkung vom 1. August 1998 wird die neue Rechtschreibung in Ämtern und<br />

Schulen eingeführt und ist dort nach einer Übergangszeit ab 31. Juli 2005<br />

verbindlich.<br />

Dies bedeutet, daß spätestens im Jahre 2005 die meisten Schulabgänger –<br />

übrigens auch die neue Generation des journalistischen Nachwuchses –<br />

ausschließlich die neue Rechtschreibung beherrschen. Es ist anzunehmen, daß<br />

sich bis spätestens zu diesem Zeitpunkt das Bild der tatsächlich geschriebenen<br />

Sprache merklich verändert haben wird.<br />

Wir haben bereits vor einiger Zeit versucht, bei Gesprächen mit unseren Kunden<br />

deren Vorstellungen von den Folgen, die diese politische Entscheidung für unser<br />

Metier haben wird, zu erkunden. Damals hatte eine Meinungsbildung<br />

offensichtlich entweder kaum stattgefunden oder beschränkte sich auf die<br />

Aufforderung, sich der Rechtschreibreform zu widersetzen.<br />

199

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