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Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW

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Struktur<br />

Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />

Das transnationale terroristische Netzwerk unterscheidet sich in wesentlichen Merkmalen<br />

von anderen terroristischen Gruppierungen: Es ist nicht auf ein Territorium<br />

begrenzt und hat keine festen Organisationsstrukturen. Längst muss davon ausgegangen<br />

werden, <strong>das</strong>s ‘al-Qa´ida’ nur noch mit einem Bruchteil der terroristischen<br />

Anschläge weltweit direkt zu tun hat. Usama bin Ladin selbst ist in terroristischen<br />

Kreisen heute in erster Linie Symbolfigur und Vorbild. Vor allem bei Jugendlichen, die<br />

sich zur jihadistischen Ideologie hingezogen fühlen, wird er wie ein Pop-Idol verehrt.<br />

Im Bereich <strong>des</strong> internationalen islamistischen Terrorismus ist bereits seit einigen<br />

<strong>Jahr</strong>en zu beobachten, <strong>das</strong>s festgefügte globale Netzwerkstrukturen, die einst in den<br />

Trainingslagern der ‘al-Qa´ida’ in Afghanistan entstanden sind, immer weiter schwinden.<br />

Statt<strong>des</strong>sen hat sich weltweit eine Vielzahl kleiner, lokaler und autonomer Terrorzellen<br />

gebildet. Diese Zellen stehen nicht mehr zwangsläufig mit ‘al-Qa´ida’ in Kontakt<br />

oder gehorchen ihren Befehlen. Vielmehr handeln sie zunehmend in Eigenregie.<br />

Dennoch haben sie die Ideologie ‘al-Qa´i<strong>das</strong>’ verinnerlicht und agieren in ihrem Sinne.<br />

‘al-Qa´ida’ hat durch die „Dezentralisierung <strong>des</strong> Terrors“ seine Funktion als Koordinatorin<br />

von Anschlägen eingebüßt. Sie ist heute vielmehr ein ideologisches Band für<br />

eine Vielzahl von Terrorzellen weltweit. So erklärte die Direktorin <strong>des</strong> britischen Nachrichtendienstes<br />

MI 5 im November 2006 öffentlich, man gehe für Großbritannien von<br />

200 Zellen mit etwa .600 Verdächtigen aus.<br />

Dabei speisen sich die Aktivitäten der unzähligen Terrorzellen nur vordergründig aus<br />

der gleichen Ideologie. Betrachtet man die Konflikte genauer, an denen sich islamistische<br />

Terroristen weltweit beteiligen, so fällt auf, <strong>das</strong>s vom Maghreb <strong>über</strong> den Nahen<br />

Osten und Tschetschenien bis nach Süd-Ost-Asien ganz unterschiedliche Motive<br />

den gewaltsamen Kampf bestimmen können. Regional definierte, machtpolitische<br />

und ethnische Interessen stehen deutlich im Vordergrund. Die führenden Köpfe der<br />

internationalen Terrorszene machen sich die Vielzahl der Konflikte, an denen Muslime<br />

beteiligt sind, zu Nutze und stülpen ihnen die vermeintlich gemeinsame Ideologie <strong>des</strong><br />

weltweiten Jihad <strong>über</strong>. Dabei sind sie in zweierlei Hinsicht erfolgreich: sie münzen regionale<br />

ethnische und/oder soziale Konflikte in religiöse Konflikte um, und sie stellen<br />

sie in den Kontext einer globalen Auseinandersetzung zwischen Glauben und Unglauben.<br />

Dadurch radikalisieren und indoktrinieren sie die jeweiligen Konfliktparteien in<br />

ihrem Sinne.<br />

islamismus 5

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