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Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW

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Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />

Als bisher letzte Stufen in der Entwicklung <strong>des</strong> Selbstmordterrorismus müssen die<br />

Phänomene „Franchising“ („Ausgliederung“) und „bei uns“ entstandener Terrorismus<br />

(„home grown terrorism“) betrachtet werden. Der Hintergrund dieser Phänomene sind<br />

die vor<strong>über</strong>gehende Zerschlagung <strong>des</strong> Netzwerks der ‘al-Qa´ida’ ab Oktober 200 in<br />

Afghanistan und die zunehmende Bedeutung neuer Medien, insbesondere <strong>des</strong> Internets.<br />

Die „Ausgliederung“ terroristischer Anschläge kann modellhaft an den Gruppen ‘Islamischer<br />

Staat im Irak’ und ‘al-Qa´ida im Islamischen Maghreb’ gezeigt werden. Beide<br />

Gruppen beziehen sich auf die Ideologie der ‘al-Qa´ida’ beziehen und haben Usama<br />

bin Ladin ihre Treue geschworen. Sie werden aber, soweit bekannt, nicht fremd gesteuert,<br />

sondern gehen vielmehr eigenständig in Planung und Umsetzung von Attentaten<br />

vor, darunter einer nicht unerheblichen Zahl von Selbstmordanschlägen im Irak,<br />

in Marokko und Algerien.<br />

Ein Beispiel für den „einheimischen Terrorismus“ und die Fanatisierung junger Muslime<br />

inmitten einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft ist <strong>das</strong> Mehrfach-Selbstmordattentat<br />

von London im Juli 2005. Die vier Täter wurden in England<br />

geboren oder lebten dort bereits sehr lange. Ihr Entschluss, als „Märtyrer“ zu sterben,<br />

muss also dort gefallen sein. Auch in Deutschland ist die Radikalisierung junger Muslime<br />

aus Familien zu beobachten, die bereits in zweiter oder dritter Generation bei uns<br />

leben. Einige jüngst zum Islam konvertierte junge Männer scheinen eine Gefahr darzustellen,<br />

wenn auch hier ein qualifiziertes Urteil noch nicht möglich ist.<br />

Für die Indoktrinierung dieses jungen Zielpublikums ist nicht einmal mehr die persönliche<br />

Anwesenheit islamistischer „Hassprediger“ nötig. Die Anleitung für den zukünftigen<br />

Selbstmordattentäter ist inzwischen weltweit <strong>über</strong> <strong>das</strong> Internet verfügbar, auch<br />

in deutscher Sprache. Von der ersten ideologischen Handreichung bis hin zur Anleitung<br />

zum Bombenbau ist <strong>das</strong> ganze Spektrum <strong>des</strong> islamistischen Handwerkszeugs<br />

nur wenige Mausklicks entfernt. Gegen diese Gefahr der „Selbstradikalisierung“ hilft<br />

nur konsequente Erziehungsarbeit und Aufklärung. So muss den Jugendlichen ein<br />

kritischer Umgang bei der Nutzung der Angebote <strong>des</strong> Internets beigebracht werden.<br />

Mit der schweren Aufgabe, gefährdete Jugendliche vor einem Abgleiten in ein islamistisches<br />

und möglicherweise sogar jihadistisches Milieu zu bewahren, dürfen die<br />

Erziehungsberechtigten nicht alleine gelassen werden. Vielmehr ist es eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, muslimischen Jugendlichen Alternativen aufzuzeigen, um<br />

dem islamistischen Extremismus keine Chance zu geben.<br />

thEma im Fokus 7

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