Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW
Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW
Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />
von ‘al-Furqan’, der Medienproduktionsfirma der ‘Islamic State of Iraq’. Deren Schwerpunkt<br />
liegt auf der Produktion von Videos, die Anschläge gegen Militärfahrzeuge<br />
sowie Exekutionen irakischer Regierungsangestellter dokumentieren. Die Beiträge<br />
vermitteln durchweg den Eindruck, als führten Jihadisten im Irak ausschließlich erfolgreiche<br />
Terroroperationen durch und schädigten ihre Gegner unentwegt und in einem<br />
solchen Ausmaß, <strong>das</strong>s ihr endgültiger Sieg nur noch eine Frage der Zeit sei. Die<br />
‘al-Furqan’-Produktionen bilden mittlerweile eine wichtige Komponente jihadistischer<br />
Propaganda im Internet. Sie tragen wesentlich zu dem positiven Ruf bei, <strong>das</strong> die ISoI<br />
innerhalb der internationalen jihadistischen Gemeinde genießt.<br />
Terroristen nutzen <strong>das</strong> Internet dar<strong>über</strong> hinaus als Instrument der psychologischen<br />
Kriegsführung. Die Folterung und Tötung von Gefangenen und Entführungsopfern vor<br />
laufender Kamera und die anschließende Zurschaustellung im Netz dient nicht nur<br />
der Demütigung der Opfer. Durch die Betrachtung der Gewalthandlungen soll sich<br />
beim Gegner ein Gefühl der Bedrohung einstellen. Er soll sich schutzlos und unterlegen<br />
fühlen, Vertrauen in seine Umgebung verlieren und die Handlungsfähigkeit seiner<br />
Regierung in Zweifel ziehen. Den grausamen Höhepunkt dieser Vorgehensweise<br />
bildete <strong>das</strong> Internet-Video von der Enthauptung der amerikanischen Geisel Nicholas<br />
Berg im Irak im <strong>Jahr</strong>e 2004, <strong>das</strong> weltweit Entsetzen hervorrief und – gerade <strong>des</strong>halb<br />
– einige Male nachgeahmt wurde.<br />
Ein weiteres Instrument der psychologischen Kriegsführung via Internet ist die Aufzählung<br />
von Tötungen und terroristischen Aktionen in „Erfolgslisten“. Die besondere<br />
Gefährlichkeit der jeweiligen Terrorgruppe soll auf diese Weise glaubhaft gemacht<br />
werden. Auch die Wahrnehmung in Bezug auf die Anzahl der lokal operierenden Terrorgruppen<br />
soll manipuliert werden. Wenn neue Terrorgruppen im Netz auftauchen,<br />
sich zu Attentaten bekennen oder neue ankündigen, muss damit gerechnet werden,<br />
<strong>das</strong>s ein Großteil von ihnen reine Erfindungen sind. Beispielhaft für solche „virtuellen“<br />
Terrorgruppen sind die ‘Abu Hafs al-Masri-Brigaden’. Diese bekannten sich unter<br />
anderem zu den Londoner Anschlägen von 2005, ihre Existenz wurde aber nie nachgewiesen.<br />
Zunehmende Professionalisierung<br />
Die jihadistische Internetszene ist diffus, un<strong>über</strong>sichtlich und unkontrollierbar. Dies<br />
liegt vor allem daran, <strong>das</strong>s Akteure und Sympathisanten <strong>des</strong> internationalen Terrorismus<br />
regen Gebrauch von den technischen Möglichkeiten <strong>des</strong> Internets machen. Beim<br />
Ideologietransfer via Netz arbeiten Akteure und Sympathisanten <strong>des</strong> internationalen<br />
56 islamismus