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Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW

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Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />

doch viel angenehmer, mit anderen ein Konzert zu besuchen und Spaß zu haben, als<br />

in eine politische Versammlung zu gehen.“<br />

Donaldson, Frontmann der britischen Band ‘Skrewdriwer’, gründete 987 die seit<br />

2000 in Deutschland rechtskräftig verbotene ‘Blood & Honour’-Organisation zur Verbreitung<br />

rechtsextremistischen Gedankengutes durch Musik und zur Organisation<br />

der rechtsextremistischen Skinhead-Szene. Im September 99 kam Donaldson mit<br />

zwei weiteren Bandmitgliedern bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Seitdem wird der<br />

schon zu Lebzeiten gefeierte „Skinhead-Führer“ in der Szene als Kultfigur verehrt.<br />

Skinhead-Konzerte und sonstige Musikveranstaltungen (Lieder- beziehungsweise<br />

Balladenabende) dienen der ansonsten weitgehend unorganisierten, rechtsextremistischen<br />

Skinhead-Szene als Treffpunkt, um Pogo zu tanzen und Alkohol zu konsumieren,<br />

als Orte, an denen Kontakte geknüpft und ausgebaut werden und rechtsextremistische<br />

Propaganda betrieben und verbreitet wird. Dabei üben die konspirative Vorbereitung<br />

der Konzerte und <strong>das</strong> Auftreten von Skinhead-Bands, die zum Teil strafrechtlich<br />

relevante Liedtexte darbieten, einen besonderen Reiz gerade auf jugendliche Teilnehmer<br />

aus. Auf den Konzerten werden auch Tonträger mit rechtsextremistischen Inhalten<br />

sowie Merchandising-Artikel (T-Shirts, Sweat-Shirts mit Bandaufdrucken etc.) verkauft.<br />

Auf den Konzertveranstaltungen werden die Lieder teilweise mit einer besonderen Art<br />

der Darstellung (wie zum Beispiel Zeigen <strong>des</strong> Hitlergrußes, Sieg-Heil-Rufe, Schwenken<br />

der Reichskriegsflagge) zur ideologisch-propagandistischen Interaktion mit der<br />

Zuhörerschaft vorgetragen. Die Bands spielen neben aktuellen, oftmals durch „verschärfte“<br />

Passagen angereicherten Stücken auch indizierte Lieder, die innerhalb der<br />

Szene bestens bekannt sind. Im Verlauf von Skinhead-Konzerten werden auch immer<br />

wieder Handlungen begangen, meist sogenannte Propagandadelikte; allerdings ohne,<br />

<strong>das</strong>s die für eine strafrechtliche Verfolgung erforderliche Außenwirkung vorliegt.<br />

Aufgrund von Exekutivmaßnahmen der Sicherheitsbehörden, der Indizierung durch<br />

die Bun<strong>des</strong>prüfstelle für jugendgefährdende Medien sowie einer allgemeinen sozialen<br />

Ächtung ist zu beobachten, <strong>das</strong>s politische Botschaften verhaltener formuliert und<br />

strafrechtliche Textpassagen seltener verwandt werden.<br />

Skinhead-Konzerte können nach der derzeitigen Rechtslage nur dann verboten werden,<br />

wenn konkrete Anhaltspunkte für <strong>das</strong> Vorliegen von Straftaten bestehen. Das<br />

bloße „Skinhead-Sein“ mit dem damit verbundenen provokativen Outfit und Verhalten<br />

– auch wenn der <strong>über</strong>wiegende Teil der Gesellschaft dieses ablehnt – begründet noch<br />

keine Maßnahmen von Polizei oder Verfassungsschutz.<br />

56 rEchtsExtrEmismus

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