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Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW

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Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />

Weltverschwörung“ entwickelt. Durch den „Imperialismus <strong>des</strong> Westens“ seien selbst<br />

die politischen Systeme in der islamischen Welt beeinflusst worden, so <strong>das</strong>s diese als<br />

„un-islamisch“ zu gelten haben. Sie seien daher mit dem Mittel <strong>des</strong> „Jihad“ zu bekämpfen<br />

und durch einen „islamischen Staat“, der auf der Scharia – dem islamischen<br />

Rechtskodex – basiert, zu ersetzen. Bei vielen islamistischen Ideologen wird der<br />

Jihad daher mit „bewaffnetem Kampf“ gegen alles „unislamische“ gleichgesetzt. Muslime,<br />

die mit einer vermeintlich unislamischen Regierung „kooperieren“, können dieser<br />

Logik zufolge zu „Ungläubigen erklärt“ – Arabisch: „takfir“ – und sogar getötet werden.<br />

Einige extremistische Gruppen folgen dem historischen Beispiel <strong>des</strong> Propheten Muhammad,<br />

der seinerseits <strong>das</strong> „ungläubige“ Mekka verlassen hatte und von Medina<br />

aus bekämpfte. Sie ziehen aus einer ihrer Ansicht nach „un-islamischen“ Gesellschaft<br />

aus und begeben sich in eine Isolation, aus der heraus sie den „Unglauben“ in der<br />

Welt bekämpfen wollen. Ein Beispiel dafür ist Usama bin Laden und <strong>das</strong> Netzwerk<br />

‘al-Qa´ida’, <strong>das</strong> von einem Höhlenversteck in Afghanistan aus den folgenreichsten<br />

Selbstmordanschlag in der Geschichte geplant und vorbereitet hat.<br />

Zwei wichtige Vordenker für diese Neudefinition <strong>des</strong> Begriffes „Jihad“ waren der ägyptische<br />

Muslimbruder Sayyid Qutb in dem Buch Wegmarken und der Anhänger der<br />

ägyptischen ‘Gruppe <strong>des</strong> Islamischen Jihad’, Farag Fauda („Die vergessene Pflicht“).<br />

Sie kommen darin <strong>über</strong>ein, <strong>das</strong>s der Jihad in der heutigen Zeit zu einer „Pflicht <strong>des</strong><br />

Einzelnen“ geworden sei, also je<strong>des</strong> muslimische Individuum jederzeit und <strong>über</strong>all für<br />

den Glauben kämpfen müsse.<br />

An dieser Stelle soll noch einmal der konkrete historische Hintergrund der im Koran<br />

beschriebenen Ereignisse betont werden, die ja bereits rund .400 <strong>Jahr</strong>e zurückliegen.<br />

Es ist keinesfalls ungewöhnlich, <strong>das</strong>s zu damaliger Zeit um den Glauben<br />

gekämpft und für ihn gestorben wurde. Dafür lassen sich auch in der Entwicklungsgeschichte<br />

der christlichen Religion genügend Beispiele finden. Problematisch ist aber<br />

der Versuch, diese Ereignisse vollkommen unreflektiert und unkritisch auf die heutige<br />

Zeit zu <strong>über</strong>tragen.<br />

Zwischen Bagdad und New York<br />

Selbstmordattentate haben sowohl historisch als auch geographisch Kultur- und Religionsgrenzen<br />

<strong>über</strong>sprungen, wie im Folgenden kurz demonstriert werden soll.<br />

Im Persien <strong>des</strong> . bis . <strong>Jahr</strong>hundert gab es die schiitische Sekte der „Assassinen“,<br />

die durch Attentate auf christliche und sunnitische Eliten von sich Reden machte. Da<br />

die Attentäter ihren eigenen Tod billigend in Kauf nahmen, werden sie in vielen wis-<br />

thEma im Fokus 5

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