Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW
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Religiös getarnter (Selbst)Hass<br />
Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />
Die Wandlung äußerlich integriert scheinender junger Männer zu islamistischen Gewalttätern<br />
wirft viele Fragen auf. Etwa danach, welchen Einflüssen sie ausgesetzt<br />
waren und wie sich ihre Wandlung zu islamistischen Fanatikern von ihrer Umwelt<br />
unbemerkt vollziehen konnte. Auch <strong>über</strong> die Motive von home-grown-Terroristen<br />
kann in Ermangelung empirischer Untersuchungen nur spekuliert werden. Nach den<br />
Anschlägen von London und Madrid war eine häufig zu hörende Erklärung, <strong>das</strong>s die<br />
Attentäter zwar in der britischen beziehungsweise spanischen Gesellschaft gelebt<br />
hätten, sich jedoch diskriminiert fühlten und/oder die Werte dieser Gesellschaften<br />
zutiefst ablehnten. In dieser Situation habe möglicherweise auch die politische Lage<br />
in der islamischen Welt beziehungsweise in den Herkunftsländern dazu beigetragen,<br />
ihre Landsleute oder eben „die Muslime“ allgemein rächen zu wollen.<br />
Die analytische Beschäftigung mit dem home-grown-Terrorismus steht noch in den<br />
Anfängen, ebenso wie <strong>das</strong> Phänomen der Selbstmordattentäter noch nicht abschließend<br />
erforscht ist. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Erklärungsansätze, die den<br />
Werteverfall, die Verelendung, mangelnde Zukunftsperspektiven, geringe Bildung, den<br />
Nahost-Konflikt oder andere bewaffnete Konflikte in den Vordergrund stellen. Eine<br />
andere Erklärung hebt auf die besonderen psychologischen Merkmale islamistischer<br />
Attentäter ab. Die Grundannahme ist, <strong>das</strong>s es sich bei Selbstmordattentätern um Personen<br />
mit gravierenden Persönlichkeitsstörungen handelt. Demnach spielt vor allem<br />
ein Gefühl der Minderwertigkeit und der Selbstablehnung eine Rolle, <strong>das</strong> sich in Hass<br />
und Rachegefühle gegen<strong>über</strong> einem bestimmten Feindbild steigern kann. Kommt ein<br />
Mangel an Einfühlungsvermögen hinzu, setzt dies die Hemmschwelle für Gewalttaten<br />
deutlich herab. Die islamistische Ideologie wirkt dabei als Verstärker und Rechtfertigung<br />
zugleich. Sie wird als attraktiv wahrgenommen, denn sie <strong>über</strong>deckt den Selbsthass,<br />
blendet <strong>das</strong> moralische Gewissen aus und beseitigt die Hemmung zum Töten.<br />
Fortsetzung der Propagandaoffensive<br />
Auch <strong>2007</strong> waren zahlreiche Propagandaaktivitäten der ‘al-Qa´ida’ zu verzeichnen.<br />
Hauptsächlich Usama bin Ladin und sein Stellvertreter Aiman az-Zawahiri griffen<br />
bekannte Themen in Variationen auf: Die Besetzung <strong>des</strong> Irak und der Demokratisierungsprozess<br />
im Land sowie der Widerstand gegen die westliche Welt (USA und ihre<br />
Verbündeten). Insbesondere wurde die muslimische Jugend aufgerufen, Widerstand<br />
zu leisten.<br />
islamismus 6