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Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW

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Hintergrund und Entstehung von ‘Milli Görüs’<br />

Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />

Die unter der Bezeichnung ‘Milli Görüs’ bekannte politische Bewegung wurde von<br />

Necmettin Erbakan, der seit 969 in der Politik der Türkei aktiv ist, gegründet. Von<br />

970 an war Erbakan Führer einer islamistischen politischen Partei in der Türkei, die<br />

sich nach Parteiverboten immer wieder unter neuem Namen konstituierte. Neben der<br />

Partei wurden im Laufe der Zeit weitere Einrichtungen, wie eine parteinahe Zeitung,<br />

eine Jugendorganisation, ein Fernsehsender, ein Institut und sonstige Hilfsorganisationen<br />

geschaffen, die der Ideologie und den politischen Zielen Necmettin Erbakans<br />

verpflichtet sind. Sie alle zusammen bilden die ‘Milli-Görüs’-Bewegung, als deren<br />

unumstrittener Führer trotz seines hohen Alters (8 <strong>Jahr</strong>e) bis heute Necmettin Erbakan<br />

verehrt wird. Außerhalb der Türkei wird die Bewegung von der IGMG vertreten<br />

und unterstützt.<br />

In den 990er <strong>Jahr</strong>en gelang es der von Erbakan geführten ‘Refah Partisi’ (‘Wohlfahrtspartei’<br />

– RP) zunächst in zahlreichen Kommunen, darunter Istanbul, die Kommunalwahlen<br />

für sich zu entscheiden und die Bürgermeister zu stellen. 995 wurde<br />

die RP, damals von der ‘Milli Görüs’ in Deutschland massiv unterstützt, bei den Parlamentswahlen<br />

mit <strong>über</strong> 20% der Wählerstimmen stärkste Partei. Erbakan wurde daraufhin<br />

als Führer der größten Parlamentsfraktion vom türkischen Staatspräsidenten<br />

mit der Regierungsbildung beauftragt. Mit der von ihm gebildeten Koalitionsregierung<br />

regierte er als Ministerpräsident von 996 bis Mitte 997. Seit dem 28. Februar 997<br />

verstärkte jedoch <strong>das</strong> türkische Militär seinen politischen Druck gegen Erbakan und<br />

zwang ihn schließlich zum Rücktritt. Außerdem wurden zahlreiche Gerichtsverfahren<br />

gegen die RP und ihre führenden Mitglieder eingeleitet. Diese führten unter anderem<br />

zu einem Verbot der RP im <strong>Jahr</strong> 998 und ihrer Nachfolgepartei, der Fazilet Partisi<br />

(‘Tugendpartei’ – FP) 2000. Danach kam es zu einer Spaltung der ‘Milli Görüs’-Bewegung.<br />

Der bereits in den 1990er <strong>Jahr</strong>en als „Reformflügel“ bezeichnete Teil der Bewegung<br />

um den heutigen türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan löste<br />

sich ideologisch und organisatorisch endgültig von Necmettin Erbakan, der seine<br />

Anhängerschaft in der 200 gegründeten Saadet Partisi (‘Glückseligkeitspartei’ – SP)<br />

sammelte. Erdogan gründete mit seiner Anhängerschaft im August 200 die ‘Adalet<br />

ve Kalkiınma Partisi’ (‘Gerechtigkeits- und Aufschwung-Partei’ – AKP), mit der er die<br />

Parlamentswahlen im November 2002 wie auch am 22. Juli <strong>2007</strong> gewann. Die SP ist<br />

mit Stimmenanteilen von 2% bis 4% in der türkischen Politik nahezu bedeutungslos<br />

geworden.<br />

islamismus 9

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