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Bericht des Verfassungsschutzes über das Jahr 2007 - MIK NRW

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Verfassungsschutzbericht <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen <strong>2007</strong><br />

Der hohe logistische Aufwand, die erforderliche Kommunikation und die notwendigen<br />

finanziellen Transaktionen bedingen eine große Entdeckungsgefahr. Das heißt jedoch<br />

nicht, <strong>das</strong>s für Deutschland eine Gefährdung durch Selbstmordanschläge in Zukunft<br />

ausgeschlossen werden kann. Sollten die vorbereitenden Handlungen nämlich im<br />

Ausland geschehen – zum Beispiel Pakistan und Afghanistan werden genannt –, erschwert<br />

dies die Entdeckung und Abwehr der Gefahr in der kritischen Vorbereitungsphase.<br />

Mittlerweile ist es durchaus vorstellbar, <strong>das</strong>s die islamistische Verklärung der<br />

Selbstmordattentäter auch Personen, die in der hiesigen Gesellschaft aufgewachsen<br />

sind, dazu verleiten könnte, ihr Leben für angeblich höherstehende Ziele opfern.<br />

Rechtfertigungsstrategien islamistischer Propaganda<br />

Zum Abschluss sollen zwei praktische Beispiele islamistischer Propaganda vorgestellt<br />

werden, um zu demonstrieren, wie Selbstmordattentäter und Ideologen ihre radikalen<br />

Ansichten rechtfertigen.<br />

Das erste Beispiel stammt von dem aus Saudi-Arabien stammenden Walid ash-<br />

Shahri. Dieser entführte am . September 200 den American Airline Flug , den<br />

die Terroristen der ‘al-Qa´ida’, unter ihnen auch Muhammad Atta, in den Nordturm <strong>des</strong><br />

World Trade Center lenkten. Ash-Shahri nahm vermutlich in Afghanistan ein „Abschiedsvideo“<br />

auf, <strong>das</strong> später mehrfach propagandistisch genutzt worden ist.<br />

Eine Analyse der Argumente, die ash-Shahri in diesem Video vom Blatt abliest, ergibt,<br />

<strong>das</strong>s bei der Frage nach der Legitimität von Selbstmordattentaten religiöse Motive nur<br />

eine untergeordnete Rolle spielen. Vielmehr <strong>über</strong>wiegen die praktischen Aspekte. So<br />

sagt ash-Shahri beispielsweise, <strong>das</strong>s die „muslimischen Kämpfer“ in der Gegenwart<br />

in Unterzahl seien und der „Feind“ – also der „Westen“ – eine materielle Überlegenheit<br />

genieße, was es nötig mache, auf <strong>das</strong> „Kampfmittel Selbstmordattentat“ zurück<br />

zu greifen. Er listet außerdem auf, was er als „Vorteile“ <strong>des</strong> Selbstmordattentates<br />

ansieht: So habe der Selbstmordattentäter den Moment der Überraschung auf seiner<br />

Seite und könne einen größeren geografischen Radius erreichen, als dies mit „herkömmlichen“<br />

Anschlägen möglich sei. Als „Vorteil“ bezeichnet ash-Shahri auch die<br />

große Zahl an potentiellen Opfern. Und schließlich sei <strong>das</strong> Selbstmordattentat ein<br />

Mittel, um die „Feinde <strong>des</strong> Islams“ – den „Westen“ – zu „erschrecken“. Eine wichtige<br />

Unterscheidung zwischen „Selbstmörder“ und „Märtyrer“ ist für ihn nicht die Form <strong>des</strong><br />

To<strong>des</strong>, sondern die Absicht. Der Selbstmörder töte sich aus „niederen“ Motiven wie<br />

Unzufriedenheit, Trauer oder „Unglaube“. Der Märtyrer hingegen opfere sich für den<br />

„Sieg der Religion“. Wie sich der Tod ereignet, sei in diesem Fall nicht entscheidend.<br />

thEma im Fokus 4

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