Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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des kultischen Milieus wi<strong>der</strong>. <strong>Die</strong> Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Magie<br />
scheint gerade darin zu bestehen, daß sie nicht für eine beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong><br />
Institution prädisponiert ist. Sie kann gemeinschaftlich betrieben werden<br />
o<strong>der</strong> privat, sie kann sich zur öffentlichen Körperschaft o<strong>der</strong> zum Betrieb<br />
ausbilden; sie kann sich medizinisch, technisch, wissenschaftlich o<strong>der</strong> reli-<br />
giös-weltanschaulich ausrichten.<br />
Was »Radiästhesie« ist, wird letzten Endes sozial definiert. <strong>Die</strong> jeweiligen<br />
Institutionen vertreten ihre je eigenen Auffassungen, die um so dominanter<br />
sind, je »stärker« die Institution ist. <strong>Die</strong> »Stärke« <strong>der</strong> Institution bemißt sich<br />
vorrangig an <strong>der</strong> Größe, an ihrer historischen Legitimation, an Kommuni-<br />
kationsstrukturen <strong>und</strong> schließlich am »Charisma« ihrer Leiter.<br />
In den eingetragenen Vereinen in <strong>der</strong> BRD sind etwa 3100 Personen<br />
(DGG Ca. 800, FkG Ca. 2300) eingeschrieben. Zählen wir die geschätzte<br />
Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Bronnbacher Kreises <strong>und</strong> die b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schweizerischen Gesellschaft hinzu, so übersteigt die Zahl<br />
<strong>der</strong> vereinsmäßig organisierten Radiästheten in <strong>der</strong> BRD vermutlich die<br />
Zahl von 4000 Mitglie<strong>der</strong>n, selbst wenn man großzügig einige hun<strong>der</strong>t Dop-<br />
pelmitgliedschaften abzieht. Im Vergleich zu den 50er Jahren, als <strong>der</strong> einzi-<br />
ge b<strong>und</strong>esdeutsche Verband knapp mehr als 700 Mitglie<strong>der</strong> zählte, ist ein<br />
starkes Wachstum festzustellen. Dabei sollte im Auge behalten werden,<br />
daß nach wie vor gilt, was Schäfer schon damals feststellte: »<strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> als<br />
Rutengänger im Untersuchungsbereich tätigen Personen ist wesentlich grö-<br />
ßer (. . .), da nicht alle Erdentstrahler in dem erwähnten Verein zusammen-<br />
geschlossen sind« (Schäfer 1958, 178).<br />
<strong>Die</strong> Vermutung, daß sich die Radiästhesie in ländlichen, rückständigen<br />
Gebieten hält, ist nach den obigen Ausführungen kaum mehr möglich, <strong>und</strong><br />
sie wird auch von den Daten nicht bestätigt. Der heutige DGG z.B. zählt bei<br />
<strong>der</strong> Neugründung 1949 250 Mitglie<strong>der</strong>.29 <strong>Die</strong> verfügbaren Daten geben über<br />
die Verteilung <strong>der</strong> Geschlechter keinen Aufschluß. Meiner Erfahrung nach<br />
sind Radiästheten in <strong>der</strong> Mehrzahl Männer; das Verhältnis zu den Frauen<br />
dürfte etwa 1: 10 sein. (Auch unter den bekannteren Radiästheten sind Frau-<br />
en zu finden.) Große Unterschiede zeigen sich in <strong>der</strong> regionalen Verteilung,<br />
die ein deutliches Übergewicht in Süddeutschland hat. Allein Baden-Würt-<br />
temberg <strong>und</strong> Bayern stellen weit über die Hälfte <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. <strong>Die</strong>ses fast<br />
traditionelle Süd-Nord Gefälle ist aber nicht, wie Vogt <strong>und</strong> Hyman (1978)<br />
für die USA herausfinden, eine Folge <strong>der</strong> Stadt-Land-Differenz: So finden<br />
sich in Bremen <strong>und</strong> Hamburg zusammen mehr Mitglie<strong>der</strong> als in Schleswig-<br />
Holstein, <strong>und</strong> das stark urbane Nordrhein-Westfalen weist mehr als doppelt<br />
soviele Radiästheten auf (die größte Bezirksgruppe ist Köln!) als das weitaus<br />
ländlichere Nie<strong>der</strong>sachsen.