Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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ei den zu verabreichenden Arzneimitteln an<strong>der</strong>erseits.« (Schmitz-Petri<br />
1985, 146)<br />
Das Ausmuten von Arzneimitteln wird auch bei Vorträgen vorexerziert.<br />
Der Radiästhet geht mit <strong>der</strong> Rute auf Medikamente zu <strong>und</strong> nimmt sich ent-<br />
we<strong>der</strong> »gute« o<strong>der</strong> »schlechte Strahlungen« (o<strong>der</strong> Ausstrahlungsbreite u.a.)<br />
zum Vorsatz. Schlägt die Rute aus, so gilt <strong>der</strong> Vorsatz als efillt, das Medi-<br />
kament ist, je nachdem, »gut« o<strong>der</strong> »schlecht«. <strong>Die</strong> »Körperstörfeldsuche«,<br />
die <strong>der</strong> Heilpraktiker erwähnt, ist einer von vielen Begriffen für Ausmutun-<br />
gen, die unmittelbar auf den menschlichen Körper <strong>und</strong> seine Krankheiten<br />
bezogen sind.<br />
<strong>Die</strong> Ausmutungen von Medikamenten <strong>und</strong> Lebensmitteln sind oftmals<br />
nur anekdotische Vorkommnisse, die beiläufig geschehen, wenig Zeit<br />
beanspruchen <strong>und</strong> kaum auffällig sind. <strong>Die</strong> radiästhetischen Diagnosen er-<br />
for<strong>der</strong>n dagegen für eine bestimmte Zeit die vollste Konzentration, sie bil-<br />
den den Fokus <strong>der</strong> Interaktion zwischen dem Radiästheten <strong>und</strong> Patienten:<br />
<strong>der</strong> Radiästhet versucht mit Rute o<strong>der</strong> Pendel eine Krankheit zu identifizie-<br />
ren. Er steht o<strong>der</strong> sitzt dem Patienten auf engem Raum gegenüber, nimmt<br />
den Pendel, konzentriert sich <strong>und</strong> fahrt mit seiner Hand, einem Minen-<br />
suchgerät ähnlich, vor dem Körper seines Gegenübers entlang nach unten,<br />
wie bei folgen<strong>der</strong> Szene bei einer Ges<strong>und</strong>heits-Messe: Als die linke Hand<br />
des Radiästheten in Schulterhöhe <strong>der</strong> Interessentin ankam, än<strong>der</strong>te <strong>der</strong> mit<br />
seiner rechten gehaltene Pendel die Schwingungsrichtung. Sie habe<br />
Schwierigkeiten mit dem Kreuz. <strong>Die</strong> Dame bejahte, <strong>und</strong> er fuhr fort. In Ma-<br />
genhöhe wie<strong>der</strong>holte sich die Bewegung. Ihr Magen mache Schwierigkei-<br />
ten. Wie<strong>der</strong>um bejahte die Dame.<br />
Es ist sehr verständlich, daß diese Diagnosen leichter mit dem Pendel zu<br />
bewerkstelligen sind. Während <strong>der</strong> Rutengänger die Rute mit beiden Händen<br />
halten <strong>und</strong> spannen muß <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausschlag einen vergleichsweise großen<br />
Radius einnimmt, kann <strong>der</strong> <strong>Pendler</strong> (o<strong>der</strong> »Einhandrutler«) mit <strong>der</strong> freien<br />
Hand sehr viel feinere Anzeichen setzen, indem er sie als »Antenne« die<br />
Bezugspunkte am Körper des Klienten entlanggleiten läßt. <strong>Die</strong> Hand als<br />
»Antenne« ist ohne Zweifel ein sehr viel genauerer Anzeiger als <strong>der</strong> beim<br />
Gehen erfolgende Rutenausschlag. Wenn <strong>der</strong> Pendel ausschlägt, so gilt die<br />
Körperstelle, an <strong>der</strong> sich die freie Hand befindet, als »betroffen«. Wie <strong>der</strong><br />
Hinweis gedeutet wird, bleibt dem medizinischen Wissen des Radiästheten<br />
<strong>und</strong> seines Klienten überlassen. Herrn A. genügt die Feststellung, daß ein<br />
»Ort« des Körpers (Schulterbereich, Magengegend) betroffen, d.h. krank<br />
sei. Ein Heilpraktiker verleiht dem Ausschlag eine spezifische Bedeutung:<br />
»Ich teste den Körper mit <strong>der</strong> Rute mental ab <strong>und</strong> bekomme zum Beispiel<br />
einen Ausschlag im linken Unterbauchbereich. Da nach den Erkenntnissen