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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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U) Zur Geschichte <strong>der</strong> Entstrahlung<br />

Wie die Entstehung <strong>der</strong> medizinischen Radiästhesie steht die Entstrahlung<br />

anfänglich in <strong>der</strong> Reichenbachschen Tradition. <strong>Die</strong> erste bekannte Abschirmung<br />

wurde von Mermet vorgenommen. Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts hatte<br />

er versucht, schädliche Wirkungen von Wassera<strong>der</strong>n zu beseitigen, indem<br />

er Metallspitzen in den Boden über Wassera<strong>der</strong>n steckte. Anfang des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts vertrieb Korschelt einen »Sonnenätherstrahlenapparat«, für<br />

den er, trotz <strong>der</strong> Einwände keines geringeren als Helmholtz, ein Reichspatent<br />

erhielt. Zur selben Zeit hatte <strong>der</strong> Schweizer Pater Randouald (Nußbaumer)<br />

einen Entstrahler entwickelt, dem er den Namen »Repulsor« gab.<br />

Gegen Ende <strong>der</strong> 20er Jahre weitete sich das Angebot von Entstrahlern zusehends<br />

aus. 1928 erhielt von Pohl das Deutsche Reichspatent für einen von<br />

ihm entwickelten Ent~trahle?~; später errichtete er eine »Entstrahlungsstation«,<br />

die ganz Dachau vor Erdstrahlen schützen sollte. <strong>Die</strong> »Dokumente<br />

im Streit um die Wünschelrute« versuchen um 1930, die Wirksamkeit des<br />

von Pater Wehrmeister entwickelten, nach ihm benannten Apparats zu belegen,<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> bäuerlichen Bevölkerung Süddeutschlands beliebt war. Zu<br />

dieser Zeit war die Produktion von Entstörern offensichtlich nicht mehr nur<br />

auf diese wenigen prominenten Hersteller beschränkt. Schon 1926 war <strong>der</strong><br />

»Abbau stören<strong>der</strong> Verwerfungen« eine wenigstens quasi-professionelle Betätigung,<br />

so daß sich radiästhetische Zeitschriften schon mit steuerrechtlichen<br />

Problemen auseinan<strong>der</strong>setzen mußten. Bei einem 1933 durchgeführten<br />

Test bestand die Konkurrenz aus, sage <strong>und</strong> schreibe, 200 Entstörern unterschiedlicher<br />

Firmen. <strong>Die</strong> Geräte wurden zu verhältnismäßig hohen Preisen<br />

verkauft: Von Pohl verlangte für seine Geräte 130 Reichsmark, Entstrahlmaßnahmen<br />

für ganze Gehöfte konnten bis zu 1200 Reichsmark betragen<br />

(Wetzel 1932 <strong>und</strong> Oberne<strong>der</strong> 1960).<br />

Schon in den frühen 30er Jahren hatte sich ein regelrechter Entstrahlungsmarkt<br />

ausgebildet. Wetzel, <strong>der</strong> ab 1935 selbst einen Entstörer<br />

(»Aether-Regler«) patentieren ließ, stellt 1932 fest: »Man kann heute bereits<br />

von einer Erdstrahlen-Manie <strong>und</strong> von einer Entstrahlungs-Industrie sprechen«,<br />

<strong>und</strong> Oberne<strong>der</strong> beobachtete, »daß etwa seit dem Jahre 1930 sich weit<br />

mehr Rutengänger <strong>und</strong> <strong>Pendler</strong> mit dem Aufsuchen <strong>und</strong> Unschädlichmachen<br />

solcher Reizstreifen befassen (. . .), als mit <strong>der</strong> von früher her bekannten<br />

geologischen <strong>und</strong> hydrologischen Seite <strong>der</strong> Wünschelrute.« (Wetzel<br />

1932, 167)<br />

<strong>Die</strong> Entwickung des Entstrahlungsmarktes wurde begleitet von <strong>der</strong> Kritik<br />

an den kommerziellen Formen des Vertriebs, wie wir sie aus <strong>der</strong> rechtlichen<br />

Diskussion kennen. Wetzel erinnert sich, daß die meisten ,Erdstrah-

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