Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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Extreme. So ist etwa Ben<strong>der</strong> <strong>der</strong> Meinung, Pendel <strong>und</strong> Rute seien ein echtes<br />
»Mischphänomen«. <strong>Die</strong> physikalistische Radiästhesie verdiene eine ebenso<br />
physikalische Erklärung, während sich in <strong>der</strong> mentalen Radiästhesie »echte<br />
paranormale Eindrücke manifestieren« (Ben<strong>der</strong> 1959/60 <strong>und</strong> 1970). <strong>Die</strong>se<br />
Zweiteilung <strong>der</strong> Radiästhesie wird auch von an<strong>der</strong>en Parapsychologen akzeptiert.<br />
Obwohl sich die Parapsychologie quantitativ-experimentaler, zunehmend<br />
sogar naturwissenschaftlich-physikalischer Methoden bedient, steht<br />
sie als Disziplin an <strong>der</strong> »Grenze« zur Wissenschaft. Trotz einer schon ansehnlichen<br />
wissenschaftlichen Tradition ist sie nur wenig anerkannt. Nicht<br />
nur in inhaltlicher, son<strong>der</strong>n auch in sozialer Hinsicht gilt sie als Musterbeispiel<br />
einer »abweichenden«, »marginalen« o<strong>der</strong> »Grenzwissenschaft«. <strong>Die</strong>s<br />
liegt einerseits darin begründet, daß sie auf starken Wi<strong>der</strong>stand an<strong>der</strong>er<br />
Wissenschaftler stößts - mit <strong>der</strong> Folge, daß ihr die Wissenschaftlichkeit<br />
auch von an<strong>der</strong>en Institutionen, wie etwa dem B<strong>und</strong>esgerichtshof, abgesprochen<br />
wird (Ben<strong>der</strong> 1978). An<strong>der</strong>erseits erschwert die Ablehnung <strong>der</strong><br />
Parapsychologie die Rekrutierung von Nachwuchs, die Publikationsmöglichkeiten,<br />
die Finanzierung von Personal <strong>und</strong> Untersuchungen. Obwohl<br />
die Parapsychologie universitäre Institute aufweisen <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />
Zeitschriften herausgeben kann, wird ihre Finanzierung weniger von großen<br />
staatlichen o<strong>der</strong> wirtschaftlichen Verbänden getragen als von dem weiten<br />
Feld <strong>der</strong> Laien <strong>und</strong> »Okk~ltgläubigen«.~ <strong>Die</strong> nichtwissenschaftliche<br />
Trägerschaft »interessierter Laien« ermöglicht so zwar die Finanzierung<br />
weiter Teile <strong>der</strong> parapsychologischen Forschung, zugleich werden aber <strong>der</strong>en<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ausrichtung von den Interessen <strong>der</strong> Laien abhängig. <strong>Die</strong>ses<br />
Wechselverhältnis zwischen wissenschaftlichen Experten <strong>und</strong> interessierten<br />
Laien charakterisiert die beson<strong>der</strong>e soziale Struktur <strong>der</strong> Parapsychologie;<br />
deshalb ist es auch für das Verhältnis <strong>der</strong> Wissenschaft zur Radiästhesie<br />
zu beachten. <strong>Die</strong> wissenschaftlich institutionalisierte Forschung, mit Hochschulinstituten,<br />
Lehrveranstaltungen, wissenschaftlichen Zeitschriften,<br />
Kongressen usw., bildet ein »Invisible College« <strong>der</strong> Parapsychologen bzw.<br />
ein für die Parapsychologie konstitutives Forum (CollinsIPinch 1979).<br />
Hier wird <strong>der</strong> Untersuchungsgegenstand definiert, werden Methoden<br />
entwickelt <strong>und</strong> Ergebnisse verhandelt. Da die ökonomische Basis weitgehend<br />
außerhalb des wissenschaftlichen Institutionsbereichs angesiedelt ist,<br />
werden von hier Einflüsse auf die wissenschaftliche Parapsychologie ausgeübt.<br />
Populäre Veröffentlichungen, ein Laien-Mäzenatentum <strong>und</strong> eine Reihe<br />
von nichtwissenschaftlichen Organisationen bilden das kontingente Forum<br />
<strong>der</strong> Parapsychologie. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Abhängigkeit wirken sich die wandelbaren<br />
Interessen des kontingenten Forums mehr o<strong>der</strong> weniger direkt auf