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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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». . . war's bedeutend besser. Und jetzt isch folgendes. Mir hond an<strong>der</strong>strum erfahren,<br />

daß die [~ntstrahlun~smaßnahmen] nicht ausreichen o<strong>der</strong> vielleicht mit <strong>der</strong><br />

Zeit abbauen o<strong>der</strong> ä so. Ka mer aber überprüfen, also daß se sich vielleicht aufladen<br />

o<strong>der</strong> nicht mehr so wi<strong>der</strong>standsfähig sind . . .G<br />

<strong>Die</strong> Heilgeschichten können gerade bei radiästhetisch informierten<br />

Klienten eine Fortsetzung erfahren: die Besserung tritt ein, nach einiger<br />

Zeit aber kehren die Beschwerden zurück. Mehrere <strong>der</strong> Befragten geben als<br />

Erklärung das »Aufladen« <strong>der</strong> Entstrahler bzw. das »Wan<strong>der</strong>n« <strong>der</strong> Stör-<br />

quelle an:<br />

»Da war ne Zeitlang ne Besserung, aber des Ding hat sich dann aufgeladen, <strong>und</strong><br />

da war's noch schlechter nach so circa sechs, acht Wochen.« (Frau R.)<br />

Das radiästhetische Wissen von Hörern <strong>und</strong> Rezipienten findet seinen<br />

Ausdruck in <strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger ausführlichen Ausgestaltung des Wen-<br />

depunktes. <strong>Die</strong> dabei verwendeten Fachbegriffe scheinen einerseits <strong>der</strong><br />

Heilgeschichte das Unerklärliche, Überraschende zu nehmen: keine bloße<br />

Lücke, keine etwas abwegige Maßnahme - <strong>und</strong> nicht einmal eine plötzli-<br />

che Heilung. <strong>Die</strong> Schil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> RM <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s die Verwendung<br />

von Begriffen wie »Gitter«, »Wassera<strong>der</strong>« scheinen ein ätiologisches Mo-<br />

dell anzudeuten. <strong>Die</strong> Geschichten erlauben zwar nicht mehr als eine An-<br />

deutung, ja sie können gar nicht mehr leisten. Vielmehr bleibt es bei einer<br />

narrativen Ätiologie, die den Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Krankheit <strong>und</strong> <strong>der</strong> radiästhetischen Diagnose allein durch die erzählende<br />

Abfolge zum Ausdruck bringt. <strong>Die</strong> narrative Ätiologie besteht schlicht dar-<br />

in, daß die jeweils beschriebene Krankheit mit etwas »zu tun hat«, was die<br />

Radiästheten finden <strong>und</strong> was <strong>der</strong> Erzähler eben, je nach radiästhetischem<br />

Wissensstand, mehr o<strong>der</strong> weniger genau ausdrücken kann.<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung dieser narrativen Ätiologie zeigt sich beson<strong>der</strong>s im Un-<br />

terschied zum theoretischen ätiologischen Modell. In den Theorien <strong>der</strong><br />

medizinischen Radiästhesie spielt <strong>der</strong> Krebs eine herausragende Rolle. In<br />

den Geschichten indes kann jede ärztlich diagnostizierte Krankheit o<strong>der</strong>je-<br />

de empf<strong>und</strong>ene Beschwerde für eine Krankheitsbeschreibung herangezo-<br />

gen werden. Nun wurde gezeigt, daß die Klienten sich tatsächlich auch we-<br />

gen <strong>der</strong> unterschiedlichsten Beschwerden an den Radiästheten wenden, im<br />

seltensten Fall aber wegen Krebs - wie nach den offiziellen, »theoreti-<br />

schen« Versionen zu vermuten gewesen wäre. Woher sollten sie von dieser<br />

vielfältigen Anwendbarkeit wissen, wenn nicht z.B. über diese Geschich-<br />

ten?<br />

<strong>Die</strong> Heilgeschichten geben aber nicht nur ein ätiologisches Muster vor.<br />

<strong>Die</strong> Form <strong>der</strong> Heilgeschichten konserviert auch das Wissen darüber, wer

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