Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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zialen Konstruktion besteht nun darin, die unsichtbaren Orte so zu bestim-<br />
men, daß mehrere - anscheinend unabhängig voneinan<strong>der</strong> - am selben<br />
Ort diese Ausschläge erhalten. Dadurch erhält <strong>der</strong> Ort eine für mehrere gel-<br />
tende Bedeutung, eine wenigstens für die Übenden geltende Objektivität.<br />
Das Lernen beschränkt sich aber nicht nur auf eine sozial kontrollierte<br />
räumliche Synchronisation. Was schon bei <strong>der</strong> Nachahmung des Lehrers<br />
erlernt wird, ist, am selben Ort einen Ausschlag zu bekommen. Reitengehen<br />
heißt vor allen Dingen, ein bestimmtes Raumgefühl zu gewinnen. Das<br />
Raumgefuhl stellt sich allein schon deswegen ein, weil <strong>der</strong> Radiästhet sich<br />
beim Gehen auf den Gr<strong>und</strong> konzentriert, ähnlich vielleicht dem Bergwan-<br />
<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> den Untergr<strong>und</strong> immer aufmerksam im Blick behalten muß. <strong>Die</strong><br />
Augen sind auf den Boden gerichtet, während er sehr bedächtig, Schritt für<br />
Schritt vorwärtsgeht. So stellt sich mit <strong>der</strong> Zeit ein Gefühl für den Raum ein.<br />
Kennt man dann die Stelle o<strong>der</strong> ahnt man sie etwa dadurch, daß man die<br />
Rute am Körper des vorausgehenden Lehrers klappernd aufschlagen hört,<br />
so ist man bald in <strong>der</strong> Lage, den Ort richtig abzuschätzen, ihn sogar mit ver-<br />
schlossenen Augen <strong>und</strong> ohne hinzusehen wie<strong>der</strong>zufinden. Mit einiger<br />
Übung kann man Abstände an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Schritte einschätzen, ohne daß<br />
diese Fertigkeit zur Sprache gebracht werden müßte. Das fällt um so leich-<br />
ter, als die Radiästheten die Augen beim Ausmuten selten schließen; wenn<br />
<strong>der</strong> Blick nicht auf <strong>der</strong> Rutenspitze verharrt, so ist er oft schon auf das erahn-<br />
te Ziel hin ausgerichtet. <strong>Die</strong> Aufmerksamkeit richtet sich auf den zu bege-<br />
henden Raum, dessen Ausmaße seinerseits im Gehen erschlossen werden.<br />
Der radiästhetische Raum ist <strong>der</strong>art auf den Leib als Nullpunkt des Koordi-<br />
natensystems bezogen.<br />
<strong>Die</strong> Leibbezogenheit des radiästhetischen Raums mag übertrieben klin-<br />
gen, wenn man hört, daß Abstände in Meter <strong>und</strong> Zentimetern gemessen,<br />
»Ankündigungszonen« in Winkelgraden verrechnet, in manchen Fällen<br />
Ziele sogar in Frequenzangaben mit Dezimalstellen ausgedrückt werden.<br />
Der dadurch vermittelte Eindruck einer vom Leib unabhängigen »objekti-<br />
ven« Raumeinschätzung ist indes sek<strong>und</strong>är. Das zeigt sich nirgends so deut-<br />
lich wie am Ausschlag <strong>und</strong> dessen Ortsbestimmung selbst. Als örtlicher<br />
Bezugspunkt des radiästhetischen Zeichens gilt die Stelle, an <strong>der</strong> sich <strong>der</strong><br />
Radiästhet befindet, wenn die Rute ausschlägt. <strong>Die</strong> Orstbestimmung ist in<br />
diesem Fall abhängig davon, was als »Standort« des Leibes gilt. Zur Stand-<br />
ortbestimmung nämlich kann die Stelle dienen, auf <strong>der</strong> sich das Standbein<br />
befindet. Es kann aber auch die Stelle unter dem vorgestreckten Bein sein,<br />
denn <strong>der</strong> Ausschlag erfolgt ja im Gehen. Es kann die Bodenfläche sein, die<br />
durch die Stellung bei<strong>der</strong> Beine umschrieben wird. An unzugänglichen<br />
Stellen, in Ecken <strong>und</strong> Winkeln, streckt <strong>der</strong> Rutengänger ein Bein vor, das