Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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2. <strong>Die</strong> Lebensweltlichkeit <strong>der</strong> Magie<br />
Daß die Radiästhesie als eine mo<strong>der</strong>ne Form <strong>der</strong> Magie bestimmt werden<br />
kann, ist schon deswegen bemerkenswert, weil man lange Zeit davon ausging,<br />
die Magie sei von <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne verdrängt worden <strong>und</strong> habe sich bestenfalls<br />
als Relikt o<strong>der</strong> als Residuum in einer von Rationalität, Technik <strong>und</strong><br />
Wissenschaft dominierten Gesellschaft über die Zeit gerettet. Dabei wurde<br />
nicht nur ihre Neuentstehung in Spiritismus, Okkultismus, Parapsychologie<br />
etc. weitgehend über~ehen.~ Auch die Untersuchung <strong>der</strong> Radiästhesie<br />
zeigte eine zwar wechselhafte, aber kontinuierliche Entwicklung, die in <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>ne eine Reihe beson<strong>der</strong>er Merkmale annahm. <strong>Die</strong>se Merkmale<br />
bauen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>struktur <strong>der</strong> Magie auf.<br />
<strong>Die</strong> Magie erfor<strong>der</strong>t vom Radiästheten eine beson<strong>der</strong>e Qualifikation, eine<br />
körperliche Begabung, die zwei Seiten aufweist: Zum einen verweist sie<br />
auf eine »Hinterwelt«, auf die körperlich erfahrenen, aber über den Körper<br />
hinausgehenden Kräfte. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird im magischen Akt ein<br />
Handlungsproblem gelöst, sei es die Suche nach Wissen o<strong>der</strong> die Lösung<br />
ges<strong>und</strong>heitlicher Probleme. Beide Funktionen sind die Basis sozialer Konstruktionen.<br />
Aus <strong>der</strong> Vorstellung einer »Kraft« (<strong>der</strong> eine subjektive Erfahrung<br />
zugr<strong>und</strong>e liegt) wird ein ausgebautes System von Strahlenwelten <strong>und</strong><br />
unsichtbaren Wirklichkeiten generiert, dessen praktische Anwendung die<br />
Form sozialer Institutionen annimmt. Sowohl die Etablierung <strong>der</strong> Strahlenwelt<br />
wie die praktische Anwendung ruhen auf <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit des magischen<br />
Aktes selbst: <strong>der</strong> Handelnde setzt ein Zeichen - sozusagen kraft <strong>der</strong><br />
Erfahrung von Transzendenz. Da <strong>der</strong> Sinn, den <strong>der</strong> Handelnde dem Zeichen<br />
(bzw. <strong>der</strong> erfahrenen Transzendenz) verleiht, kommunikativ konstmiert<br />
wird, unterliegt er den aufgezeigten historischen <strong>und</strong> sozialen (institutionellen)<br />
Wandlungen.<br />
<strong>Die</strong> Zeichenhaftigkeit <strong>der</strong> Magie ist zugleich die Basis für ihre alltägliche<br />
Plausibilität. Auf dem Zeichen bauen die kommunikativen Konstruktionen<br />
auf, die nur immer auf die Subjektivität als Evidenzkriterium für »Übersinnliches«<br />
verweisen. Das zeigt sich deutlich an <strong>der</strong> radiästhetischen Strahlenwelt.<br />
<strong>Die</strong> relative »Eintönigkeit« <strong>der</strong> Zeichenträger, also hier <strong>der</strong> Schwingung<br />
o<strong>der</strong> des Ausschlags, steht in keinem Verhältnis zu <strong>der</strong>en vielfältigen<br />
Bedeutungen, zu den zahllosen Zielen, zur komplexen Strahlenwelt, zur<br />
unsichtbaren Wirklichkeit. Aufgr<strong>und</strong> ihrer wenigen Zeichen weist die theoretisch<br />
ausgebaute »Hintenvelt« <strong>der</strong> Magie einen enormen Sinnüberschuß<br />
auf, <strong>der</strong> letztlich nur durch Kommunikation, durch Reden über die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Zeichen <strong>und</strong> die soziale Verortung <strong>der</strong> Radiästhesie (als »technisch«,<br />
»mystisch« etc.) bewältigt werden kann: während sich das Zeichen