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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Serien solcher Geschichten angezeigt. Serien finden sich nicht nur in<br />

mündlichen Gesprächen, son<strong>der</strong>n auch in schriftlicher Form: Prospekten<br />

von Betrieben liegt eine Reihe handschriftlicher Briefe bei, in denen die<br />

Heilungen rekonstruiert werden; einige Betriebe haben eigene Bücher auf-<br />

gelegt, die zu einem großen Teil aus solchen Geschichten bestehen; auch<br />

einige <strong>der</strong> verbreiteten Bücher über die medizinische Radiästhesie enthal-<br />

ten eine große Zahl solcher Geschichten über erfolgreiche Heilungen o<strong>der</strong><br />

richtige Diagnosen, die mit »Ausmutprotokollen« bzw. Lageplänen von<br />

Betten <strong>und</strong> den gef<strong>und</strong>enen Störzonen illustriert werden. <strong>Die</strong> »Fälle« sind<br />

nicht nur zitierfähiges Belegmaterial in <strong>der</strong> radiästhetischen Forschung.<br />

Beispielhaft dafür ist die »Tatsachenforschung« einer bekannten Radiästhe-<br />

tin:<br />

»Ein älterer Mann konnte immer nur wenige St<strong>und</strong>en schlafen <strong>und</strong> hatte<br />

zweimal Herzinfarkt gehabt. Der Arzt bat mich um die Untersuchung <strong>der</strong><br />

Schlafstelle. (I)<br />

Wasser verlief unter dem ganzen Bett <strong>und</strong> ein Curry-Streifen quer ober-<br />

halb <strong>der</strong> Bettmitte! Das Bett wurde sofort strahlungsfrei gestellt. (11)<br />

Nach fünf Monaten erk<strong>und</strong>igte ich mich nach dem Befinden. Der Mann<br />

sagte: ,Ja, jetzt geht es mir gut. Ich habe ja auch das Bett sofort umgestellt.<<br />

Er tat, als ob <strong>der</strong> Erfolg das Selbstverständlichste <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> wäre.« (111)''<br />

<strong>Die</strong> Parallele zur Struktur <strong>der</strong> erzählten Geschichten ist kaum zu überse-<br />

hen. Dabei handelt es sich nur um eine von hun<strong>der</strong>ten solcher Geschichten,<br />

die allein in diesem Band aufgeführt sind. Es wurde schon darauf hinge-<br />

wiesen, daß Fallrekonstruktionen dieser Art quasi kanonisiert werden, in-<br />

dem Empfehlungen über ihre Erstellung, ja sogar graphische Vorlagen ent-<br />

worfen werden. In dieser Form lassen sich die Fallbeispiele bis in die 20er<br />

Jahre zurückverfolgen. Schon von Pohls Buch bestand aus einer Vielzahl<br />

solcher illustrierten »Fallbeispiele«, <strong>und</strong> etwa zur gleichen Zeit finden sich<br />

die ersten Bestätigungsbriefe zu Heilerfolgen mit »Wehrmeister-Appara-<br />

ten«, die in den »Tatsachen <strong>und</strong> Dokumenten zum Streit um die Wünschel-<br />

rute« von 1933 veröffentlicht wurden. Daß aus <strong>der</strong> Zeit davor keine solchen<br />

Geschichten ausfindig gemacht werden konnten, dürfte einfach damit zu-<br />

sammenhängen, daß die sie kennzeichnenden Motive zuvor unbekannt wa-<br />

ren: die dreigliedrige Zeitstruktur mit einer überraschenden Wende in <strong>der</strong><br />

Mitte, die anhaltenden Krankheiten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en erfolglose Behandlung, die<br />

Kontaktaufnahrne.<br />

<strong>Die</strong> Heilungsgeschichten sind vermutlich recht jungen Ursprungs. Es<br />

kann zwar vermutet werden, daß sich die geschil<strong>der</strong>te Struktur aus <strong>der</strong> Gat-<br />

tung <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>heilgeschichten ableitet. Allerdings weist vor allem die<br />

Wende eine Beson<strong>der</strong>heit auf. Im strukturellen Mittelpunkt <strong>der</strong> radiästheti-

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