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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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aus, so stellen die reinen Theorien den theoretischen Zusammenhang zwi-<br />

schen den so umschriebenen Zielen <strong>und</strong> dem Rutengänger her.<br />

Seit den 30er Jahren hat sich <strong>der</strong> Begriff »Erdstrahlen« als Generalerklä-<br />

rung eingebürgert. »Erdstrahlen« können von Wasser, Wassera<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Erzgängen ausgehen, sie können polarisiert o<strong>der</strong> neutral sein, sie können<br />

netzformige, flächenartige o<strong>der</strong> dreidimensionale Strukturen ausbilden.<br />

»Erdstrahlen« sind das Sammelbecken für alle »Reize« bzw. Ausschläge.<br />

»Erdstrahlen« aber stehen in gewissem Sinne zwischen den pragmatischen<br />

Schemata <strong>und</strong> den reinen Theorien. Zum einen kann je<strong>der</strong> Ausschlag des<br />

Rutengängers die Bedeutung »Erdstrahlen« annehmen 6 ; zum an<strong>der</strong>en ver-<br />

weist dieser Begriff auf bestimmte Erklärungen: es handelt sich um »Strah-<br />

len«. Während die <strong>und</strong>ifferenzierten »Erdstrahlen« noch für die Praxis re-<br />

levant sind, hat die Radiästhesie nach ihrer Institutionalisierung selbst<br />

versucht, in »reinen Theorien« das Wesen dieser Strahlen zu klären. <strong>Die</strong>se<br />

Erklärungen <strong>der</strong> »Strahlen« sind bestenfalls für die radiästhetische For-<br />

schung von Bedeutung; für die Praxis genügt das Wissen, daß etwas »hin-<br />

ter« den Ausschlägen steckt <strong>und</strong> welche Formen es annimmt. Indem reine<br />

Theorie »sek<strong>und</strong>äre Legitimationen« liefert, erklärt sie, was »hinter« dem<br />

Ganzen steckt, bestimmt sie, welche »Wirklichkeit« die Strahlenwelt hat,<br />

sie verleiht ihr den »letzten Sinn«.<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung <strong>der</strong> reinen Theorie ist an sich schon beachtenswert: die<br />

Mo<strong>der</strong>ne bietet offensichtlich nicht nur sozialstrukturell den Rahmen für<br />

eine mo<strong>der</strong>ne Magie, son<strong>der</strong>n sie läßt auch Raum für ein entsprechendes<br />

Wissenssystem. Dadurch erhält die Frage nach <strong>der</strong> »reinen Theorie« eine<br />

beson<strong>der</strong>e Brisanz: Erzeugen die Theorien eine eigene, vielleicht »esoteri-<br />

sche« Wirklichkeit, bildet <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne »Okkultismus« eine eigene Sub-<br />

sinnwelt aus? O<strong>der</strong> fügen die sek<strong>und</strong>ären Legitimationen das radiästheti-<br />

sche Wissen in bestehende »synoptische Traditionsgemeinschaften« ein?<br />

Sek<strong>und</strong>är ist die reine Theorie nicht nur mit Blick auf die pragmatischen<br />

Schemata; im Unterschied zu <strong>der</strong> Ordnung <strong>der</strong> pragmatischen Schemata<br />

sind die Theorien vergleichsweise unabhängig von <strong>der</strong> institutionellen Ba-<br />

sis <strong>der</strong> Vereine, Verbände <strong>und</strong> Betriebe: Innerhalb einzelner Institutionen<br />

werden verschiedene Theorien zugleich vertreten; eine verbindliche Theo-<br />

rie wird von keiner Vereinigung festgelegt. <strong>Die</strong> sek<strong>und</strong>ären Legitimationen<br />

gewinnen »gegenüber den durch sie legitimierten Institutionen ein gewisses<br />

Maß an Autonomie« (Berger/Luckmann 1980,102). <strong>Die</strong>se Autonomie ba-<br />

siert auf dem »radiästhetischen Diskurs«. Der soziale Ort <strong>der</strong> Theorien sind<br />

we<strong>der</strong> Institutionen noch soziale Veranstaltungen, wie Schulungen, Lehr-<br />

gänge <strong>und</strong> Vorträge, son<strong>der</strong>n Publikationen, allen voran die von den Verei-<br />

nigungen getragenen Zeitschriften.

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