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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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schon bei seinen ersten Versuchen wird ihm beigebracht, daß er »Wasser«<br />

sucht. <strong>Die</strong>s spielt für die spätere Ausübung eine entscheidende Rolle, denn<br />

<strong>der</strong> Rutengänger geht nicht ziellos einher, indem er auf den Ausschlag war-<br />

tet, um dann dessen »Bedeutung« zu ermitteln: »Das Ding nur zu nehmen<br />

<strong>und</strong> losmarschieren <strong>und</strong> auf den Ausschlag warten <strong>und</strong> das dann umzuset-<br />

zen, zu verifizieren, das ist <strong>der</strong> falsche Weg.«<br />

Was gesucht wird, erfahrt <strong>der</strong> Anfänger in <strong>der</strong> Einweisung, o<strong>der</strong> er weiß<br />

es schon vorher. Das Ziel <strong>der</strong> Suche, »Wasser« o<strong>der</strong> was immer, wird nicht<br />

durch die Rute angezeigt, son<strong>der</strong>n sprachlich formuliert <strong>und</strong> als sprachli-<br />

ches Deutungsmuster kommunikativ vermittelt. Wenn er mit <strong>der</strong> Rute<br />

geht, weiß er voiz vornherein genau, was er sucht. O<strong>der</strong> besser: er nimmt sich<br />

ein gewisses Ziel vor.<br />

»Jetzt gibt's Winkelruten, <strong>und</strong> diese Wielruten sind immer parallel. Stoßen wir<br />

auf eine Wassera<strong>der</strong>, dann wird sie sich kreuzen. [Geht mit <strong>der</strong> Rute los, sie kreuzt<br />

sich.] So, jetzt müssen wir natürlich noch wissen, wie breit die ist, die Wassera<strong>der</strong>.«<br />

Bei seiner Demonstration vor Schülern setzt sich Herr A. ausdrücklich<br />

sein Ziel, bevor er losgeht. Beim ersten Mal »Wassera<strong>der</strong>n«, beim zweittn<br />

Mal <strong>der</strong>en Breite. Maltzahn beschrieb dies als ein »Zielbewußtsein« <strong>der</strong><br />

Wassersucher: »Durch die Antizipation des Schemas ,Wasser< nehme ich<br />

gewissermaßen das Resultat voraus als richtungsgebende Tendenz für die<br />

folgenden Operationen psychophysischer Art« (Klinckstroem/Maltzahn<br />

1931,270). Etwas einfacher ausgedrückt: Wassersuchen ist eine Handlung,<br />

ein auf ein zukünftiges Ziel hin entworfenes Verhalten. Der Wassersucher<br />

setzt sich zum Ziel, Wasser zu finden, er muß dazu die erfor<strong>der</strong>lichen Fä-<br />

higkeiten beherrschen, <strong>und</strong> er muß, wie Herr X., im voraus wissen, was <strong>der</strong><br />

Ausschlag bedeutet.<br />

D. . . <strong>und</strong> wenn ich den Punkt habe, denn genau merke, jetzt fangt's an zu ziehen,<br />

jetzt - hier beginnt's. Und wenn ich den Punkt habe, dann kann ich ja doch die<br />

Breite kann ich sowieso feststellen.«<br />

Herr X. hatte sich eine Wassera<strong>der</strong> zum Ziel gesetzt, <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Feststellung<br />

<strong>der</strong> »Breite« meint er wie<strong>der</strong>um Ausschläge <strong>der</strong> Rute an bestimmten<br />

Stellen. <strong>Die</strong> sichtbare Handlung beginnt mit dem Spannen <strong>der</strong> Rute, <strong>der</strong><br />

Handlungsverlauf vollzieht sich wortwörtlich Schritt für Schritt, im Gehen.<br />

Abgeschlossen wird di~ Handlung mit dem Ausschlag. Der Ausschlag ist<br />

nicht nur für den Rutengänger selbst sichtbar. Sichtbar wird er auch markiert.<br />

Er hält an, bleibt am Ort des Ausschlags stehen, denn sein Standort<br />

legt ja fest, worauf <strong>der</strong> Ausschlag weist. Dann zeigt er den Schülern, wo <strong>der</strong><br />

Ausschlag war; um es ihnen leichter zu machen, legt er eine Markierung<br />

hin. Für ihn ist dieser eine Gang abgeschlossen.

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