Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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»Es gibt sogenannte Gitterlinien, Kreuzungen, Hartmanngitter, Benkergitter,<br />
Currynetze, Wassera<strong>der</strong>n, Verwerfungen. Wenn ich das alles (. . .) aufzeichne <strong>und</strong><br />
dem Betreffenden den Plan in die Hand drücke <strong>und</strong> sag, das hab ich alles gef<strong>und</strong>en<br />
bei dir in <strong>der</strong> Wohnung, dann wird er den Kopf schütteln <strong>und</strong> sagen, um Gottes<br />
Willen, warum leb ich denn noch?«<br />
Nicht »Strahlen«, »Erdstrahlen«, »Schwingungen« sind von praktischer<br />
Bedeutung, son<strong>der</strong>n die Gestalten, Muster <strong>und</strong> Schemata, die sie ausbil-<br />
den, die mit Hilfe von Zeichensystemen systematisiert werden <strong>und</strong> kom-<br />
munikativ, im sprachlichen Ausdruck <strong>und</strong> radiästhetischem Hinweis, »Ob-<br />
jektivität« annehmen. »Auf <strong>der</strong> zweiten Ebene <strong>der</strong> Legitimation finden sich<br />
schon theoretische Postulate in rudimentärer Form: verschiedene Schema-<br />
ta, die objektive Sinngefuge miteinan<strong>der</strong> verknüpfen. Sie sind noch höchst<br />
pragmatisch, direkt <strong>und</strong> mit dem konkreten Tun verb<strong>und</strong>en.« (Bergerl<br />
Luckmann 1980, 100). Für das Kochbuchwissen des Radiästheten ist die<br />
Kenntnis solcher unsichtbaren Systeme nötig. Sein Wissen beinhaltet eine<br />
je nach Ausbildungsdauer umfassende Kenntnis dieser Systeme, die gewis-<br />
sermaßen eine radiästhetische Strahlenwelt bilden. <strong>Die</strong> »Strahlenwelt« be-<br />
zeichnet keine konkreten Ziele, die <strong>der</strong> alltäglichen Erfahrung zugänglich<br />
gemacht werden könnten. Sie bildet sozusagen das Bedeutungssystem <strong>der</strong><br />
Ausschläge <strong>und</strong> Schwingungen, sie staffiert die »Hinterwelt« systematisch<br />
mit aus. Zwar bilden konkrete Ziele (Wasser, Leitungen u.ä.) nach wie vor<br />
das F<strong>und</strong>ament; dazu aber kommen Ziele, wie sie durch die Strahlenwelt<br />
beschrieben werden <strong>und</strong> die zu beson<strong>der</strong>en »Disziplinen« geführt haben:<br />
»Baubiologie«, »Geobiologie«, »Geomantie«, »Geopathie«, »materielle«,<br />
»mentale« <strong>und</strong> »physikalische Radiästhesie«, »Psyche-«, »Tele-« <strong>und</strong> »Dia-<br />
gramm-Radiästhesie( etc. (Wetze1 1982). (<strong>Die</strong> Einteilung in verschiedene<br />
»Disziplinen« ist jedoch uneinheitlich <strong>und</strong> wenig systematisiert.)<br />
<strong>Die</strong> fehlende Systematik <strong>der</strong> Disziplinen hat ihren Gr<strong>und</strong> darin, daß die<br />
Verschiedenartigkeit <strong>der</strong> Ziele kein Merkmal des radiästhetischen Wissens<br />
<strong>und</strong> kein Unterscheidungskriterium für die einzelnen Versionen darstellt.<br />
So werden auch in den jeweiligen Vereinigungen - bei unterschiedlicher<br />
Schwerpunktsetzung - verschiedene Disziplinen zugleich gelehrt <strong>und</strong> aus-<br />
geübt. <strong>Die</strong> Reformer systematisierten nicht die konkreten Ziele, son<strong>der</strong>n .<br />
richteten ihr Augenmerk auf unsichtbare, aber handlungsleitende primäre<br />
Legitimationen, auf die Konstruktion zu Systemen geronnener Bedeu-<br />
tungseinheiten, die im Ausschlag sozusagen aktualisiert werden.<br />
Was Alfred Schütz (1972,136) für die musikalischen Ausdrucksschemata<br />
feststellte, gilt in gleicher Weise für die radiästhetischen. »Musikalische Ge-<br />
danken können an<strong>der</strong>n entwe<strong>der</strong> durch die Mechanik <strong>der</strong> hörbaren Töne<br />
o<strong>der</strong> durch die Symbole <strong>der</strong> musikalischen Notation vermittelt werden.«