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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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6) Der Wendepunkt: Zwischen Wun<strong>der</strong> <strong>und</strong> Erklärung<br />

Um die Bedeutung des Wendepunktes zu verstehen, muß auf das eigentli-<br />

che Problem hingewiesen werden, das die Erzähler solcher Geschichten be-<br />

wältigen <strong>und</strong> das von dieser Form gelöst wird: Was hat die Heilung o<strong>der</strong><br />

Besserung einer bestimmten Krankheit mit dem Rutengehen, <strong>der</strong> Feststel-<br />

lung von »Störzonen« <strong>und</strong> irgendwelchen Matten unter dem Bett zu tun?<br />

An<strong>der</strong>s ausgedrückt: Was hat Radiästhesie mit Ges<strong>und</strong>heit zu tun?<br />

Es ist bezeichnend, daß die Antwort auf diese Frage die Gestalt einer Ge-<br />

schichte annimmt. Freilich spielt bei <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Geschichte eine<br />

Rolle, wie weit die Sprecher <strong>und</strong> die Hörer über radiästhetische Kenntnisse<br />

verfügen. Es macht einen Unterschied, ob die Heilgeschichten vor einem<br />

Kreis von Radiästheten o<strong>der</strong> einem Kreis von Laien erzählt werden. <strong>Die</strong>ser<br />

kontextuelle Unterschied drückt sich gerade in <strong>der</strong> Ausgestaltung des Wen-<br />

depunktes aus. Einige <strong>der</strong> Geschichten enthalten spezifisch radiästhetische<br />

Elemente im Wendepunkt, wenn etwa Herr Q. im Wendepunkt nur »Mat-<br />

ten« <strong>und</strong> »Netzfreischalter« erwähnt; in an<strong>der</strong>en fehlen solche »fachsprach-<br />

liehen« Elemente.<br />

Im Wendepunkt zeigt sich auch die Spezifik <strong>der</strong> radiästhetischen Heilge-<br />

schichten. In einem Fall konnte ich einer vermutlich ersten Fassung einer<br />

Heilgeschichte zuhören. Während einer esoterischen Messe unterhielt ich<br />

mich gerade mit einem Rutengänger, als wir von einer Dame unterbrochen<br />

wurden. Sie bedankte sich zuerst überschwenglich bei ihm <strong>und</strong> begann<br />

dann in aller Ausführlichkeit zu beschreiben, wie ihre Krankheit zustande<br />

kam <strong>und</strong> wie unerträglich sie war.<br />

Frau A.: wenn diese (Schmerzen) nich aufhören, dann also irgendwas mußt du<br />

machen nich, also des war Wahnsinn. ( ) also so en Kopfweh. Und äh da<br />

(irgend) wenn mich das hinhaut, (na) muß ich irgendwann einmal zu Ih-<br />

nen anstatt zum Röntgen.<br />

Nachdem sie ausführlich über die erfolglose medizinische Behandlung<br />

berichtet hatte, kam sie zum Schluß:<br />

Frau A.: ( ) Und dann war ich ( ) unter an<strong>der</strong>em da neugierig, <strong>und</strong> ich komm nach<br />

Hause, leg' mich ins Bett, (denk) des gibt's nicht. Der Arm ist in Ord-<br />

nung. Wirklich, ich danke Ihnen.<br />

<strong>Die</strong> Krankheit ist sehr ausführlich geschil<strong>der</strong>t, auch das kurze Ende<br />

macht klar, daß die Heilung eingetreten ist. Doch was geschah, was ihr Ge-<br />

sprächspartner, <strong>der</strong> Radiästhet, bei dem sie sich nun abschließend bedankte,<br />

unternommen hatte, bleibt vollständig im dunkeln. <strong>Die</strong> Überraschung, die<br />

Frau A. selbst zum Ausdruck bringt (»(denk) des gibt's nicht«) stellt diesen

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