Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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direkt mit einem darunter befindlichen Ziel in Beziehung steht (beim »An-<br />
peilen« einer Wassera<strong>der</strong> liegt das Ziel in einem bestimmten Winkel zum<br />
Ort des ausschlag^).^^<br />
In allen Versuchen wird <strong>der</strong> Radiästhet selbst reduziert: den Versuchs-<br />
personen werden Säcke über den Kopf gestülpt, die Augen werden verbun-<br />
den, Ohrenschützer werden aufgesetzt - <strong>und</strong> oft wird ihnen nicht einmal<br />
gesagt, was sie zu suchen haben. Indem man versucht, die Wahrnehrnungs-<br />
möglichkeiten des Sehens, Hörens, Fühlens usw. einzuschränken, wird die<br />
vermutete »Fühligkeit« erst hergestellt. In fast allen natunvissenschaftli-<br />
chen Untersuchungen wird damit ein Gr<strong>und</strong>modell vertreten, nach dem<br />
die jeweilig vermuteten Energien »so gefaßt werden, als ob sie auf den<br />
Körper des Individuums wirkten wie auf einen mechanischen Roboter.«<br />
(Rawcliffe 1959, 346). Der Wünschelrutenausschlag gilt als Wirkung einer<br />
unbekannten physikalischen Ursache auf den menschlichen Körper. Den<br />
Rutengänger sieht man »nicht als Menschen, son<strong>der</strong>n als exaktes, gefuhllo-<br />
Ses physikalisches Meßgerätc (Brüche 1962,28 ff.). Ein solches Modell fin-<br />
det sich auch in <strong>der</strong> physikalischen Radiästhesie wie<strong>der</strong>. Der Radiästhet tritt<br />
hier z.B. als »Empfänger Mensch« auf, dem ein »gemeinhin als Wünschel-<br />
rute bezeichneter Indikator« vorgeschaltet ist (Schweitzer 1984, 247). Auf<br />
diese Weise wird <strong>der</strong> Radiästhet zu einer »hochkomplizierten Apparatur«,<br />
zu einem »biologischen System«. <strong>Die</strong>ses biologische Robotermodell macht<br />
unausgesprochen bestimmte Annahmen darüber, was als »Wünschelruten-<br />
phänomen« anzusehen sei: daß die jeweils vermuteten Kräfte von an<strong>der</strong>en<br />
Sinneswahrnehmungen unabhängig seien, daß es auf den Körper wirke <strong>und</strong><br />
daß die Anwesenheit an<strong>der</strong>er Radiästheten die Wahrnehmung beeinflus-<br />
sen könnte. Vor allem geht man von <strong>der</strong> Annahme aus, daß <strong>der</strong> Radiästhet<br />
nicht weiß (o<strong>der</strong> nicht wissen könne), was er sucht, daß er sich bloß »ver-<br />
hält«. Obwohl die vermuteten Ziele <strong>und</strong> hypothetischen Theorien (»Was-<br />
ser«, »fließendes Wasser«, Erza<strong>der</strong>n, elektromagnetische Fel<strong>der</strong>, Gitter<br />
usw.) meistenteils von Radiästheten entwickelte Deutungen sind, die Ein-<br />
gang in die Hypothesen wissenschaftlicher Untersuchungen fanden, behan-<br />
delt man den einzelnen Radiästheten so, als sei er selbst unbeeinflußt von<br />
diesen nun zu Hypothesen umformulierten Deutungen. <strong>Die</strong> Reduktion be-<br />
steht schon darin, daß man das, was Radiästheten behaupten, ungeprüft<br />
übernimmt, in Hypothesen umformuliert <strong>und</strong> dann so tut, als würden diese<br />
Deutungen die Radiästheten nicht bewußt leiten.<br />
<strong>Die</strong>se Reduktion ist ein Indiz dafür, daß die wissenschaftlichen Untersu-<br />
chungen etwas an<strong>der</strong>es zum Gegenstand haben als das, was die Radiästhe-<br />
ten betreiben. Indem <strong>der</strong> Ausschlag systematisch auf empirische Evidenzen<br />
hin kontrolliert wird <strong>und</strong> indem das Rutengehen auf eine mögliche Korrela-