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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Während jedoch Ärzte kaum Kontakt zu populären Heilem pflegen,<br />

kommt es regelmäßig vor, daß etwa Heilpraktiker ihre Patienten an Radiä-<br />

stheten verweisen (Kerze1 1987,67). Eine Analyse <strong>der</strong> medizinischen Fach-<br />

presse zeigt, daß die »Schulmedizin« die »alternativen Heilverfahren« kei-<br />

neswegs in geschlossener Front bekämpft (Graevert 1987).<br />

In <strong>der</strong> angelsächsischen Diskussion wird <strong>der</strong> Aufschwung <strong>der</strong> populären<br />

Medizin als Folge eines allgemeineren gesellschaItlichen Wertewandels an-<br />

gesehen, <strong>der</strong> in Vorstellungen einer »ganzheitlichen Medizin« <strong>und</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbreitung <strong>der</strong> »New Age-Bewegung« in Verbindung steht. Obwohl die<br />

»Ganzheitlichkeit« auch hierzulande von <strong>der</strong> »New Age-Bewegung« vertre-<br />

ten wird (vgl. DethlefsedDahlke 1983 <strong>und</strong> Geisler 1984), darfnicht überse-<br />

hen werden, daß sowohl <strong>der</strong> Einsatz nicht anerkannter Methoden wie die<br />

Konzeption einer ganzheitlichen Medizin hierzulande sich unabhängig <strong>und</strong><br />

viel früher entwickelt hatten.9<br />

In den Augen <strong>der</strong> Experten zählt die Radiästhesie zwar zu den weniger<br />

akzeptierten unter den »alternativen Heilverfahren«. Dagegen stößt sie bei<br />

den Laien auf ein breites Interesse. Schäfer stellt in den 50er Jahren fest,<br />

»daß <strong>der</strong> Erdstrahlen-Aberglaube den Hexenaberglauben auf dem Lande<br />

abzulösen scheint«. <strong>Die</strong>se Tendenz bestätigt Hauzenberger in ihrer Befra-<br />

gung (1985) von Ca. 1200 Arbeitern einer österreichischen Firma: über 97%<br />

<strong>der</strong> Befragten wußten, was Wassera<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Erdstrahlen sind; beinahe ein<br />

Viertel <strong>der</strong> Befragten hatte schon einen Radiästheten in <strong>der</strong> Wohnung bm.<br />

im Haus (Hauzenberger 1985). 54% <strong>der</strong> Befragten in Westfalen ließen er-<br />

kennen, daß sie schon einmal mit Erdstrahlen o<strong>der</strong> Wassera<strong>der</strong>n in Berüh-<br />

rung gekommen seien; 38% konnten Angaben über persönlich bekannte<br />

Fälle machen (Kramer 1987,91). <strong>Die</strong> Radiästhesie beschränkt sich beileibe<br />

nicht auf ländliche Gebiete. Louwerens weist schon 1955 in seiner Untersu-<br />

chung <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en des »Diplom-Radiästheten« Theta darauf hin, daß 14%<br />

<strong>der</strong> Utrechter Bevölkerung Heilmagnetiseure <strong>und</strong> Radiästheten aufsuch-<br />

ten. Ähnliche Tendenzen zu einer städtischen <strong>und</strong> mittelständischen Klien-<br />

tele beobachtete Fischer in einer Untersuchung von Klienten einer bekann-<br />

ten österreichischen Rutengängerin (Fischer 1985).<br />

<strong>Die</strong> Popularität nimmt in dem Maße zu, wie sich auch offizielle Ein-<br />

richtungen für die »marginalen« Praktiken interessieren. 1981 wurde im<br />

Rahmen des »Gesamtprograrnms zur Krebsbekämpfung« des Ges<strong>und</strong>-<br />

heitsministeriums eine Arbeitsgruppe »Unkonventionelle Methoden <strong>der</strong><br />

Krebsbekämpfung« eingerichtet, die sich auch mit dem Thema »Krebsbe-<br />

kämpfung durch geopathische Reizzonen« beschäftigt. Das zuständige Mi-<br />

nisterium begründet dies ausdrücklich mit dem Verweis auf das Interesse<br />

<strong>der</strong> Laien:

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