Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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Deutschland 82 Artikel; 1905 wird wie<strong>der</strong> ein Buch über die Wünschelrute<br />
veröffentlicht, bis 1910 sind es sechs weitere.<br />
Im Mittelpunkt des wie<strong>der</strong>erwachten öffentlichen Interesses standen Ru-<br />
tengänger, wie etwa <strong>der</strong> Landrat von Uslar o<strong>der</strong> von Graeve. Von Uslar war<br />
1906 im amtlichen Auftrage des Reichskolonialamtes nach Deutsch-Süd-<br />
westafrika geschickt worden, um Wasser zu suchen.' 1909 hielt er vor Kaiser<br />
Wilhelm 11. <strong>und</strong> dem Landwirtschaftsrat einen Vortrag. Von Uslars Erfolge<br />
reichten sogar soweit, daß er im 1. <strong>Welt</strong>krieg als Offizier ausschließlich mit<br />
dem Rutengehen betraut wurde. Von 1915 bis 1917 wurden seine Erfolge<br />
noch übertroffen vom Major Edler V. Graeve, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wüste Sinai Was-<br />
ser fand, wo zuvor erfolglos gesucht worden war.<br />
Obwohl dieses erneute Erwachen des Wassersuchens auch wissenschaft-<br />
liche Fürsprecher fand: formierte sich von Anfang an eine starke Opposi-<br />
tion. Schon 1903 hatte sich eine Gruppe von Geologen in <strong>der</strong> »Naturwissen-<br />
schaftlichen Wochenschrift« gegen die Wünschelrute ausgesprochen; die<br />
Universität Kiel <strong>und</strong> die Deutsche Geologische Gesellschaft taten sie ofi-<br />
ziel1 als »Unfug« ab. Das Wie<strong>der</strong>aufleben <strong>der</strong> Radiästhesie stand nicht im<br />
Zeichen eines wissenschaftlichen Interesses. In <strong>der</strong> einfachen Form des<br />
Wassersuchens setzte sie sich zum Ziel, praktisch-technische Probleme zu<br />
lösen. Auf Zustimmung stieß sie deshalb in technischen 3 <strong>und</strong> vor allem in<br />
Publikumszeitschriften.<br />
Während die volkstümliche Entwicklung des traditionellen Wassersu-<br />
chens unbekannt <strong>und</strong> über weite Strecken verborgen blieb, tritt nun die ent-<br />
stehende Radiästhesie zunehmend an die Öffentlichkeit. Von Radiästhesie<br />
spreche ich nicht nur wegen des wachsenden öffentlichen Interesses, son-<br />
<strong>der</strong>n vor allen Dingen deswegen, weil sie, im Unterschied zum Wassersu-<br />
chen, Institutionen ausbildete, die ihre eigene Öffentlichkeit schufem4<br />
Hatte man in Deutschland das Wassersuchen erst wie<strong>der</strong>entdeckt, so war<br />
in Paris schon 1901 <strong>der</strong> erste radiästhetische Verein gegründet worden, die<br />
»Association des Amis de la Radiesthesie«. Seit 1910 arbeitete in Frankreich<br />
eine Kommission für die wissenschaftliche Erforschung <strong>der</strong> Wünschelrute<br />
im Auftrage des Landwirtschaftsministeriums. 1925 wird in Paris das erste<br />
Spezialgeschäft für Radiästhesie, das »Maison de Radiesthesie« eröffnet,<br />
das heute noch existiert. In den 30er Jahren entwickelten die französischen<br />
Radiästheten eine rege publizistische Aktivität. Ab 1931 erschien regelmä-<br />
ßig das »Bulletin de 1'Association des Amis de la Radiesthesie«, eine Verei-<br />
nigung, die nun etwa 300 Mitglie<strong>der</strong> umfaßte. 1930 war die Zeitschrift »La<br />
Chronique des sourciers« begründet worden, 1933 folgte die »Prospection a<br />
distance«, eine auf Fernmutungen spezialisierte Zeitschrift, <strong>und</strong> 1935<br />
schließlich die erste radiästhetische Zeitschrift, die sich schwerpunktmäßig