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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Daß Wassersuchen einen Handlungsentwurf beinhaltet, macht auch die<br />

Schnelligkeit verständlich, mit <strong>der</strong> die Bedeutung des Ausschlags aufgenommen<br />

wird. Der Neuling muß sich nicht noch überlegen, was <strong>der</strong> Ausschlag<br />

bedeuten könnte. Wenn er losgeht, dann hat er sich das Ziel schon<br />

gesetzt. Um handeln zu können, muß er das Ziel <strong>der</strong> Handlung im voraus<br />

kennen. Der Ausschlag ist beim Erlernen nicht ein mcglicher Hinweis, son<strong>der</strong>n<br />

das Ziel <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abschluß <strong>der</strong> Handlung, die mit dem Begriff »Ausmutunga<br />

bezeichnet wird. <strong>Die</strong>se Ausmutung hat eine eigenartig tautologische<br />

Struktur. Das ,äußere< Ziel (»Wasser«) nämlich wird nicht eigentlich<br />

erreicht. Vielmehr steht es als Handlungsintention am Beginn <strong>der</strong> Ausmutung,<br />

<strong>und</strong> es steht als bloß appräsentierte, nicht wahrnehmbare Bedeutung<br />

des ohnehin erwarteten Ausschlags an ihrem Ende. Tautologisch daran ist,<br />

daß das »äußere« Ziel nur dem gemeinten Sinn nach »außen« ist, ohne die<br />

Äußerlichkeit des beobachtbaren Vorgangs anzunehmen. Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: einerlei, was <strong>der</strong> Radiästhet sucht - im Ausschlag findet er es.<br />

Freilich sollte man hier die Möglichkeiten, dieser Tautologie zu entrinnen<br />

<strong>und</strong> dem Ausschlag sichtbare Evidenzen hinzuzufügen, nicht übergehen.<br />

<strong>Die</strong> gemeinten >äußeren< Ziele werden, wie gesagt, in einigen Fällen<br />

tatsächlich in Reichweite gebracht, es wird nach Wassera<strong>der</strong>n gegraben,<br />

nach Quellen gebohrt, nach Wasserrohren gesucht. Dem empirischen Gehalt<br />

<strong>der</strong> Ziele entsprechen durchaus empirische Evidenzen.<br />

[Herr W. berichtet, wie er eine Grabung machte, nachdem ein Rutengänger aus-<br />

gemutet hatte.] »Sagt er, die is sogar sehr stark <strong>und</strong> die is äh meiner Meinung nicht<br />

sehr tief. Stich doch mal mit'm Spaten rein. (. . .)Und ich (. . .)grabe so weit rein <strong>und</strong><br />

da rutsch ich schon durch. Natürlich aufgehe3elt <strong>und</strong> raus. Und dann war etwa 25<br />

Zentimeter Durchmesser, wie ein Rohr ohne Rohr floß dort das Wasser. Außen<br />

wie -wie soll ich sagen, Steinchen im Lehm mit Kieselsäure verbacken, wie gesagt,<br />

ohne Rohr, ohne Beton, ohne ailes, so floß das Wasser da durch, <strong>und</strong> zwar fast<br />

voll.«<br />

Herr W. liefert eine selten schöne Beschreibung <strong>der</strong> Ausgrabung einer<br />

Wassera<strong>der</strong>, die ihn selbst zum Wasseisuchen brachte. Von ähnlichen, we-<br />

niger eindrucksvollen Erfolgen können auch an<strong>der</strong>e frisch Eingeweihte be-<br />

richten.<br />

[Herr Sch. wurde von Nachbarn gebeten, seine Rute auszuprobieren] »Und no<br />

bin i mal so ein wenig rumglaufe in <strong>der</strong> Küche, do wrr denn en Wahnsinnsaus-<br />

schlag, gell. Und denn isch grad <strong>der</strong> frühere Mitbewohner isch denn au komme (. . .),<br />

ha ja klar, er hat mal mit dem Hauseigentümer gschwätzt. An <strong>der</strong> Steile, jo, wo do<br />

<strong>der</strong> starke Ausschlag war, da war früher en Brunne gstande.«<br />

Daß <strong>der</strong> »Wahnsinnsausschlag« mit dem Wasser zusammenhängt, ist of-<br />

fensichtlich nicht nur Herrn Sch. allein bekannt, son<strong>der</strong>n auch dem frühe-

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