Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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schen, spiritistischen Elemente <strong>und</strong> die Restbestände einer magischen Tra-<br />
dition auch immer ausfallen; sie erfüllen eine gleichbleibende Funktion.<br />
Sie fugen zur mehr o<strong>der</strong> weniger wissenschaftlich gefaßten Kraft eine (mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger) ominöse Gabe des Subjekts. Gerade dieses Mischungsver-<br />
hältnis von wissenschaftlich Gefaßtem <strong>und</strong> »Geistigem« bzw. (Noch-) Un-<br />
erklärlichem bringt <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Ganzheitlichkeit treffend zum Ausdruck.<br />
Ganzheitlichkeit bezeichnet nicht nur »Physisches«, son<strong>der</strong>n auch »Geisti-<br />
ges« o<strong>der</strong> »Seelisches«; Ganzheitlichkeit ist, so könnte man meinen, eine<br />
Konsequenz aus <strong>der</strong> Doppelfunktion aller Magie, die ihren Urquell ins In-<br />
dividuum verlegt hat.<br />
<strong>Die</strong> »ganzheitliche« Mischung aus »Natur« <strong>und</strong> »Geist« trägt dem erfah-<br />
renen Vorgang in ausgezeichneter Weise Rechnung. Während <strong>der</strong> sichtba-<br />
re <strong>und</strong> spürbare Vorgang als natürlicher konzipiert <strong>und</strong> erklärt werden<br />
kann, bleibt ein Überschuß des Subjektiven - auch eine noch so wissen-<br />
schaftliche Erklärung macht nicht plausibel, wie <strong>der</strong> Radiästhet die Erfah-<br />
rung eines Transzendenz macht, die an<strong>der</strong>en nicht zugänglich ist. Sofern<br />
die Theorien die zugr<strong>und</strong>eliegenden Strahlen nicht nur als physikalische<br />
konzipieren, die <strong>der</strong> alltäglichen Erfahrung zugänglich wären, son<strong>der</strong>n (in<br />
unterschiedlichen Ausprägungen) als »geistige«, werden sie auch <strong>der</strong> Sinn-<br />
haftigkeit <strong>und</strong> Bedeutungshaltigkeit des Vorgangs gerecht. Damit erfüllen<br />
sie die Gr<strong>und</strong>funktion von Legitimationen, nämlich Vorgänge sinnhaft zu<br />
deuten (Luckmann 1987). <strong>Die</strong> popularisierte naturwissenschaftliche Erklä-<br />
rung klingt dem Radiästheten gut im Ohr, doch bleibt ein Rest. <strong>Die</strong> Magie<br />
ist, auch wo sie als Radiästhesie auftritt, an eine subjektive Erfahrung ge-<br />
b<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong>se subjektive Erfahrung gewinnt beson<strong>der</strong>s seit <strong>der</strong> Subjekti-<br />
vierung <strong>der</strong> Radiästhesie an Gewicht: Sie ist »ausschlaggebend«, doch kann<br />
gerade sie nicht durch »physikalische« Vorgänge erklärt werden. <strong>Die</strong><br />
»Ganzheitlichkeit« eröffnet nun die Möglichkeit, zusätzliche Erklärungen<br />
aus diversen Traditionen heranzuziehen. So verortet man die alltäglich<br />
wahrnehmbaren Vorgänge (den Ausschlag, die F<strong>und</strong>e) im Bereich <strong>der</strong> Na-<br />
tur, mit dem das Subjekt auf eine ominöse Weise (als »Seele«, »Geist« o<strong>der</strong><br />
»begabter Körper«) in einer Beziehung steht. Würde eine naturwissen-<br />
schaftliche Erklärung den Radiästheten auf eine subjektiv unzutreffende<br />
Weise zum Meßgerät degradieren, so deutet er seine subjektiven Leistun-<br />
gen als handeln<strong>der</strong> Mensch durch zusätzliche, religiöse, weltanschauliche<br />
Erklärungsmuster. <strong>Die</strong> Strahlenmetapher integriert den - mehr o<strong>der</strong> weni-<br />
ger natürlich verstandenen - Einfluß des Unsichtbaren auf den Körper mit<br />
<strong>der</strong> naturwissenschaftlich unzugänglichen subjektiven Erfahrung <strong>der</strong> sinn-<br />
voll erfahrenen (<strong>und</strong> als »geistig« gedeuteten) Natur. Wie schon das zweite<br />
Kapitel zeigte, steht die Radiästhesie mit solchen »ganzheitlichen« Vorstel-