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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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fuhrlich geschil<strong>der</strong>t worden. Ein beson<strong>der</strong>es Merkmal <strong>der</strong> Besserung sollte<br />

dennoch hervorgehoben werden, das in Herrn Q's »Und es war weg« kaum<br />

deutlich wird. Herr D. schil<strong>der</strong>t die Heilung einer Bekannten:<br />

Herr D.: Und seither schlaft die Frau blendend durch sagt er. Keine Bronchitisan-<br />

falle <strong>und</strong> gar nix mehr.<br />

Im Unterschied zu Herrn Q. wie<strong>der</strong>holt Herr D. die Beschwerden aus<br />

<strong>der</strong> Krankheitsbeschreibung noch einmal. Was er aber deutlicher macht:<br />

»Seither« sei es so. Auch die an<strong>der</strong>en Geschichten deuteten diese sozu-<br />

sagen zeitlich punktsymmetrische Struktur an: <strong>Die</strong> lange Krankheit ist<br />

»davor«, die Besserung o<strong>der</strong> Heilung »danach«. Im »Davor« <strong>und</strong> »Da-<br />

nach« werden lange Zeiten in geraffter Form gewissermaßen telesko-<br />

piert. <strong>Die</strong> lange Zeit davor wird ebenso kurz erzählt wie die lange Zeit<br />

danach; die vergleichsweise punktuelle Behandlung wird dagegen her-<br />

vorgehoben. <strong>Die</strong> Struktur des »davor« <strong>und</strong> »danach« ist keine bloß chia-<br />

stische Form, wie sie in <strong>der</strong> Werbung verbreitet ist. <strong>Die</strong> zunehmende<br />

Verschlechterung vorher <strong>und</strong> die Besserung o<strong>der</strong> unspezifisch lange<br />

Ges<strong>und</strong>heit nachher ist - ähnlich <strong>der</strong> »coincidentia oppositorum« bei <strong>der</strong><br />

Versprachlichung mystischer Erfahrungen (Halbfas 1978, bes. 137 f) - zeit-<br />

lich um einen ausgestalteten Wendepunkt herum organisiert: die radi-<br />

ästhetische Diagnose <strong>und</strong> die Maßnahmen. <strong>Die</strong> zeitlich organisierte<br />

Kontrastierung wird in manchen Fällen durch kunstvolle Konstruktionen<br />

hervorgehoben. Herr P. beschreibt einigen interessierten Laien die Krank-<br />

heit seiner Klientin:<br />

»<strong>Die</strong> Leute waren schon ganz am Verzweifeln, die Frau hat also fast nur noch ge-<br />

weint.«<br />

Bei seiner ersten Begegnung nach den RM hört er die Frau singen; <strong>der</strong><br />

Ehemann, auf den er zuerst trim, erklärt ihm:<br />

»So gut geht's ihr jetzt. <strong>Die</strong> könnte den ganzen Tag nur noch singen.«<br />

Deutlicher könnte eine Kontrastierung kaum mehr ausfallen: aus dem<br />

Weinen wird das Singen. Bevor wir uns diesen Wendepunkt genauer anse-<br />

hen, halten wir die bisher herausgestellte Struktur fest:<br />

I [Krankheitsbeschreibung]<br />

[Erfolglose Behandlungen] (davor)<br />

I1 [Kontaktaufnahme]<br />

[Wendepunkt]<br />

111 [Besserung Heilung] (danach)

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