Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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schläge erfolgen bevorzugt an erkennbaren Stellen: Altären, den von Steinreihen<br />
(z.B. in Carnac) gebildeten Linien o<strong>der</strong> ähnlichen symbolträchtigen<br />
Stellen. <strong>Die</strong> mit Rute o<strong>der</strong> Pendel nachgewiesenen Stellen werden mit Bedeutungen<br />
versehen, die in <strong>der</strong> Radiästhesie erlernt werden. Dazu gehören<br />
»Wassera<strong>der</strong>n« <strong>und</strong> die verschiedenen Strahlen- <strong>und</strong> Gittersysteme, auf die<br />
wir später noch eingehen werden. <strong>Die</strong> Geomanten haben darüberhinaus eigene<br />
»Systeme« entwickelt, wie z.B. die erwähnten »geodätischen Linien«,<br />
»ley lines«, die solche Stellen mit beson<strong>der</strong>en »Kräften« ausstatten helfen.<br />
Ein Beispiel dafür ist etwa die in einer »Schule« gelehrte Unterscheidung<br />
von Wasserarten. An den Kultstätten findet sich nur die reinste Art, das<br />
(»stark rechtsdrehende«) »heilige Wasser«. »So sind z.B. Außenkanzeln bei<br />
Wallfahrtskirchen des 15.-18. Jahrhun<strong>der</strong>ts über rechtsdrehenden Kreuzungen<br />
des 3. Gitters aufgestellt (,Linie <strong>der</strong> Beredsamkeitrechtsdrehende< Mehrfachkreuzungssysteme<br />
zu finden, ebenso an vorchristlichen Steinsetzungen mit Mittenbetonung«<br />
(Schnei<strong>der</strong> 1981, 239). An<strong>der</strong>en genügen beson<strong>der</strong>s starke<br />
Gitter <strong>und</strong> Kreuzungen, um das Prinzip dieser Bauten aufzuspüren. Gleich,<br />
welche radiästhetischen Systeme jeweils im Spiel sind; ihr Nachweis mit<br />
<strong>der</strong> Wünschelrute gilt als Hinweis auf die Heiligkeit des Ortes. Denn auch<br />
»unsere Vorfahren bis zurück in die Steinzeit [haben] um die Auswirkung<br />
von Erdstrahlen auf ihre heiligen Stätten gewußt« (Ott 1985,89). Das »Wissen«,<br />
von dem Ott hier spricht, leitete die »Alten« in ihren Handlungen.<br />
Dabei spielt es keine son<strong>der</strong>liche Rolle, ob sie davon explizit wußten. Der<br />
bloße Umstand, daß sie auf heute noch als heilig identifizierbaren Stellen<br />
ihre Kultbauten errichteten, ist Beweis genug.<br />
Zweifelsohne spielen hier Motive aus dem religiösen Volksglauben eine<br />
gewisse Rolle. Dazu zählt insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Glaube an »heilige Quellen«<br />
bzw. an »heiliges Wasser«. Der erste, mir bekannte Hinweis auf die Kombination<br />
dieses Volksglaubens mit <strong>der</strong> Radiästhesie findet sich in den 50er<br />
Jahren. Zu dieser Zeit wird von einem Rutengänger berichtet, <strong>der</strong> am Wallfahrtsort<br />
Heroldsbach »heilige«, »hochheilige« <strong>und</strong> »teuflische Ausschläge«<br />
suchte.' Das Motiv <strong>der</strong> »Orte <strong>der</strong> Kraft« ist ebenso in <strong>der</strong> »New<br />
Age«-Bewegung von großer Bedeutung, die dieselbe Vorstellung eines verschütteten<br />
»alten Wissens« vertritt. <strong>Die</strong> radiästhetische Geomantie weist<br />
die spezifischen Elemente dieses Motivs auf: Zum einen braucht es sich<br />
nicht um ein explizites, belegbares Wissen zu handeln. Vor allem wurde<br />
dieses Wissen durch die Mo<strong>der</strong>nisierung verschüttet <strong>und</strong> muß nun wie<strong>der</strong>entdeckt<br />
werden. »Vermutlich sind <strong>der</strong>artige geodätische <strong>und</strong> religiöse Erkenntnisse<br />
bzw. Erfahrungen in vorgeschichtlicher Zeit in einer ähnlichen<br />
Form auch von den Kelten als späte Atlantiden <strong>und</strong> ihren Nachfahren in