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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Der Schuler erklärte <strong>der</strong> Dame, daß sie »mental« gehe, <strong>und</strong> bat sie, es<br />

»ohne das«, nur mit »Spontanausschlägen« zu versuchen. Solche Hinweise<br />

vermitteln eine Vorstellung von <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Radiästhesie, ohne aber<br />

die an<strong>der</strong>en Varianten selbst auszuführen. Radiästhesie bedeutet nicht nur,<br />

daß die Geräte, Fertigkeiten <strong>und</strong> Verhaltensmuster vielfältige Formen an-<br />

nehmen. Selbst das, was beim Ausschlagen erfahren wird, ist vielgestaltig -<br />

<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legend an<strong>der</strong>s als beim Wassersuchen. Hier ist nicht mehr nur<br />

die Rede davon, daß man spürt, wie die Rute zieht. <strong>Die</strong> Radiästheten be-<br />

richten vielmehr von körperlichen, oft von <strong>der</strong> Rute <strong>und</strong> dem Ausschlag un-<br />

abhängigen Erfahrungen. Purner, <strong>der</strong> eine Reihe von Gesprächen mit Ra-<br />

diästheten führte, spricht von einer »Bewußtlosigkeit«, »von einem dump-<br />

fen, <strong>und</strong>ifferenzierten Gefühl des Getragenwerdens, des Geführtwerdens<br />

durch eine unsichtbare Macht.« (Purner 1985) <strong>Die</strong>se Empfindungen sind je-<br />

doch keineswegs so einheitlich, wie Purner meint.''<br />

Herr S.: »Das ist bloß bei mir eine Stauung in den Fingern. (. . .) Da spür ich dann<br />

hier en leichten Druck <strong>und</strong> dann wie wenn die Hände en bißchen einschlafen.« (1)<br />

Während Herr S. ein Kribbeln in den Fingern spürt, »dokumentiert« sich<br />

die Fühligkeit bei Herrn H. »im Innern o<strong>der</strong> Solar Plexus«, in den Fingern<br />

<strong>und</strong> als »Gelöstsein, als Entladen«. Herr St. bemerkt vor dem Rutenaus-<br />

schlag:<br />

». . . meistens atme ich - denn fall ich aus'm Atemrhythmus. Und dann kommt<br />

<strong>der</strong> Rutenausschlag. (. . .) dann kommt auch ein elektrisches Empfinden, (. . .) wie<br />

en Schwachstrom.«<br />

<strong>Die</strong> Radiästheten betonen damit eine körperliche Sensibilität, die sich in<br />

Schmerzen <strong>und</strong> Kribbeln an verschiedenen Organen, Unwohlsein, Atem-<br />

beschleunigung, Schweißausbrüchen usw. ausdrückt. Statt den Zug <strong>der</strong> Ru-<br />

te zu spüren, dienen nun innere körperliche Empfindungen als Hinweise<br />

auf die Ziele. <strong>Die</strong> Erfahrung ist geradezu subjektiviert. Der Ausschlag wird<br />

zweitrangig, signifikant ist die Empfindung, die als seine Ursache angesehen<br />

wird:<br />

Frau E.: »Ich leg mich hin, auf einmal, um Gottes Willen; da bekomm' ich<br />

wahnsinnige Zustände. Mir bläht's so im Bauch auf <strong>und</strong> ich muß aufstoßen. (. . .)<br />

Des is bei mir immer en Zeichen für verstärkte Radioaktivität.«<br />

Frau E. benötigt zur Bestimmung <strong>der</strong> Radioaktivität (auch ein mögliches<br />

radiästhetisches Ziel) keine Rute mehr, ihr genügt das Gefühl, das ein »Zei-<br />

chen« ist. Ihre Aussage könnte den Eindruck erwecken, als seien bestimmte<br />

Empfindungen systematisch mit bestimmten Zielen verknüpft. <strong>Die</strong>ser Ein-<br />

druck täuscht, denn diese Empfindungen werden nur sehr beiläufig ge-

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