Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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Klienten in Beziehung gesetzt wird. <strong>Die</strong>se Beziehung wird durch die Ent-<br />
sprechung von Regionen des Bettes <strong>und</strong> des Körpers erleichtert: die Kopf-<br />
region ist an den Kissen erkennbar, <strong>und</strong> entsprechend Iäßt sich die Lage <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Körperregionen vermuten. Der Körper tritt nicht als raumfullend<br />
in Erscheinung, son<strong>der</strong>n als flächendeckend. Dabei dient das Bett als An-<br />
haltspunkt, um die Parallele zwischen dem Ort des Ausschlags <strong>und</strong> dem<br />
Körper des Betroffenen zu ziehen. Fallspezifische Eigenheiten spielen da-<br />
bei keine son<strong>der</strong>liche Rolle. In keinem Falle wurde etwa gefragt, wo die<br />
Klienten normalerweise im Bett liegen. Wichtig ist nur, daß <strong>der</strong> Kopf oben<br />
am Kissen, die Füße unten am Bettende, <strong>und</strong> dazwischen, eingedenk <strong>der</strong> ra-<br />
diästhetischen »Ungenauigkeit«, die verschiedenen Organe angesiedelt<br />
sind. Wie beim Pendeln findet die Örtlichkeit des Rutenausschlags eine<br />
Parallele in <strong>der</strong> »Geographie des Körpers«. Es findet eine Verortungstatt, in-<br />
dem <strong>der</strong> Radiästhet den Ort seines Ausschlags auf die typisch erwartete La-<br />
ge des Körpers bezieht. Der Radiästhet kann nicht hinter die äußere Hülle<br />
des an<strong>der</strong>en blicken. Er überwindet die Transzendenz des Mitmenschen,<br />
indem er sein »Innenleben« auf denselben Ort bezieht, den die Rute an-<br />
zeigt.<br />
<strong>Die</strong>se Beziehung wird jedoch nicht nur mit dem Ausschlag, dem radi-<br />
ästhetischen Zeichen hergestellt, das dem Klienten anfangs ja noch völlig<br />
unbekannt ist. Erst die sprachlich formulierten Bewertungen <strong>und</strong> die Alter-<br />
nativen bringen zum Ausdruck, daß es eine negative, schädliche o<strong>der</strong> zu<br />
vermeidende Beziehung ist. <strong>Die</strong>s wird an einem markanten Beispiel deut-<br />
lich. Da die Person, <strong>der</strong>en Bett Herr I. ausmutete, abwesend war, hatte er<br />
keine genaue Vorstellung über den abwesenden, bloß imaginierten Körper.<br />
Nachdem er im Bett eine »Randzone« festgestellt hatte, befragte er mich<br />
nach <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Person, schätzte sie nach meinen Angaben ab, mut-<br />
maßte ihre Lage im Bett <strong>und</strong> folgerte dann: »Au, dann hat se Schwierigkei-<br />
ten.«<br />
<strong>Die</strong> »Bewertung« kann darin bestehen, daß ein Teil des Bettes von den<br />
festgestellten Strahlen »betroffen« o<strong>der</strong> »belastet« ist; gewagter ist schon die<br />
sofortige Zuschreibung auf einen Körperteil. Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Veror-<br />
tung <strong>und</strong> solcher Bewertungen wird aus dem F<strong>und</strong> ein Bef<strong>und</strong>. Es muß be-<br />
tont werden, daß dazu noch eine Reihe von Mitteln eingesetzt werden, die<br />
F<strong>und</strong>e dem Klienten mehr <strong>und</strong> mehr sichtbar gemacht werden. Bevor je-<br />
doch diese Methoden <strong>der</strong> »Visualisierung« zur Darstellung kommen, sollte<br />
erst deutlicher werden, welche Folgen diese stetige Etablierung einer Be-<br />
deutung <strong>der</strong> Ergebnisse von Gängen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>en hat.