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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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»<strong>der</strong> wunsch lac dar un<strong>der</strong>, von golde ein rüetelin, <strong>der</strong> daz het erkunnet, <strong>der</strong><br />

möhte meister sin wo1 in al <strong>der</strong> werlte über islichen man.«<br />

<strong>Die</strong>se Stelle deutet zwar die eigenartige Kraft des »rüetelin« an. Bei die-<br />

sem Stab scheint es sich jedoch mehr um ein Symbol für die Macht über<br />

Menschen (»islichen man«) zu handeln. Deutlicher ist dies, als Konrad von<br />

Würzburg in <strong>der</strong> »Goldenen Schmiede« (13. Jahrhun<strong>der</strong>t) schreibt: »du bist<br />

diu wünschelgerte, dar mit uz einem steine wazzer wart geslagen . . .« Hier<br />

scheint mehr die erwähnte Bibelstelle als motivisches Vorbild gedient zu<br />

haben denn eine dem Autor bekannte Praxis. Daß die Wünschelrute ein li-<br />

terarisch tradiertes Motiv ist, gilt noch für Peter von Arberg, <strong>der</strong> von »Maria<br />

wünschelgerte des stammes von jesse« spricht (Hübner 1931,165). Bezeich-<br />

nen<strong>der</strong>weise schweigt auch die Aberglaubensliteratur des Mittelalters zum<br />

Thema Wünschelrute <strong>und</strong> Pendel (Harmening 1965).<br />

3. Schweigende Ruten<br />

Gesicherte Hinweise auf das Rutengehen finden wir erst seit <strong>der</strong> Renaissance<br />

<strong>und</strong> zunächst nur aus dem Deutschen Reich.I2 Um 1430 erwähnt ein<br />

Bergbautechniker erstmals die Wünschelrute, <strong>der</strong>en Ausschlag, wie er hinzufügt,<br />

auf metallische Ausströmungen zur~ckgehe.'~ <strong>Die</strong> älteste bekannte<br />

bildliche Darstellung findet sich in einer Handschrift im Wiener Hofmuseum<br />

aus dem Jahre 1420, auf <strong>der</strong> ein Rutengänger neben einem Brunnen<br />

dargestellt ist. In einer 1464 verfaßten Handschrift sieht man, wie Moses das<br />

Rote Meer mit einem Stab teilt, dessen Form deutlich einer Wünschelrute<br />

ähnelt (Lehmann 1925, 243). Um 1530 erwähnt Agricola in seinem »Bermannus<br />

- ein Gespräch über den Bergbau« das Rutengehen ohne sichtliche<br />

Überraschung:<br />

». . . <strong>und</strong> von aiien Seiten kam eine große Schar Bergleute hierher. Ein Teil von<br />

ihnen suchte mit <strong>der</strong> Wünschelrute nach [Silber-]Gängen, ein an<strong>der</strong>er Teil ver-<br />

suchte es aber durch kunstgerechtes Aufschließen . . .« (Agricola 1955, 77).<br />

In seinem ausführlichen ~achwerk zu Bergbau <strong>und</strong> Hüttenk<strong>und</strong>e (»De re<br />

metallica . . .«) findet sich ein Holzschnitt, <strong>der</strong> das Schneiden <strong>der</strong> Rute <strong>und</strong><br />

das Rutengehen durch Bergleute aufzeigt. Agricola widmete <strong>der</strong> Wünschelrute<br />

eine ausführliche Passage.I4<br />

»Darnach beide hörner <strong>der</strong> ruten / fassendt sie mit beyden hendenn also / dass<br />

sie zwo feust machendt. Es ist aber vonnöte das die finger zusammen gerruckt ge-<br />

gen den himmel obsich sähendt / un das die wünschellruten / an diesem theil da die

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