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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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muß sie von <strong>der</strong> medizinischen Radiästhesie vorausgesetzt werden. Denn<br />

die Gr<strong>und</strong>lage ihrer Praxis ist die Annahme, daß die Strahlen nun nicht<br />

mehr nur von beson<strong>der</strong>s Qualifizierten erspürt werden können, son<strong>der</strong>n<br />

sich prinzipiell aufjeden Menschen <strong>und</strong> sogar auch auf an<strong>der</strong>e Lebewesen<br />

auswirken. Daß diese gefühlte Auswirkung nicht als neutrale Fühligkeit<br />

konzipiert wird, son<strong>der</strong>n als von verborgenen Strahlen bewirkte Krankheit,<br />

eröffnet erst das neue Betätigungsfeld <strong>der</strong> medizinischen Radiästhesie. <strong>Die</strong><br />

Generalisierung <strong>der</strong> Fühligkeit hat aber auch Folgen für die gesamte Radi-<br />

ästhesie, wie die Worte eines Versuchsleiters zeigen:<br />

»Ich bin <strong>der</strong> Überzeugung <strong>und</strong> gebe schon mehrere Jahre Kurse, daß in <strong>der</strong><br />

Schöpfungsgeschichte je<strong>der</strong> die Fähigkeit des Rutengehens erhalten hat.«<br />

<strong>Die</strong> »Wahrnehmung« <strong>der</strong> unsichtbaren Strahlen aus <strong>der</strong> Erde ist allen le-<br />

bendigen Wesen möglich, als »rutenfühlig« gelten in <strong>der</strong> Radiästhesie ja<br />

nicht mehr nur einige wenige Magier, son<strong>der</strong>n (fast) alle Menschen. Nach<br />

den Beobachtungen eines Verbandsleiters »hat sich an mehr als 3500 Ver-<br />

suchspersonen gezeigt, daß je<strong>der</strong> Mensch den >radiästhetischen Sinn< be-<br />

sitzt.« (Schnei<strong>der</strong> 1981,235) <strong>Die</strong> Angaben <strong>der</strong> Radiästheten über den Anteil<br />

potentiell fuhliger Menschen schwanken hier zwischen 70% <strong>und</strong> 100010.<br />

<strong>Die</strong> Vorstellung einer generellen Fühligkeit entsteht, aus <strong>der</strong> medizini-<br />

schen Radiästhesie heraus, erst in diesem Jahrhun<strong>der</strong>t. Damit zeigt sich die<br />

Bedeutung des medizinischen <strong>und</strong> biologischen Zweigs für die Mo<strong>der</strong>nisie-<br />

rung <strong>der</strong> Radiästhesie. Denn auch die diversen Modelle <strong>der</strong> »Strahlenwelt«<br />

wurden im wesentlichen erst im Gefolge dieser Generalisierung entwickelt.<br />

<strong>Die</strong> ersten Gitter- <strong>und</strong> Linienmodelle gehen auf die 30er Jahre zurück. Es<br />

erscheint nicht übertrieben zu behaupten, daß die im Zusammenhang mit<br />

medizinischen Problemen vorgenommene Generalisierung erst den ent-<br />

scheidenden Schritt vom traditionellen Wassersuchen zur mo<strong>der</strong>nen Ra-<br />

diästhesie markiert. <strong>Die</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Radiästhesie besteht gewisser-<br />

maßen in einem Prozeß <strong>der</strong> Veralltäglichung des magischen Charismas.<br />

Nicht nur daß sich in Gestalt <strong>der</strong> Institutionen gewissermaßen Venval-<br />

tungsstäbe des magischen Charismas herausbilden; durch die Generalisie-<br />

rung wird die radiästhetische Fühligkeit selbst zu einer »gewöhnlichen«, all-<br />

gegenwärtigen <strong>und</strong> je<strong>der</strong>mann zugänglichen Fähigkeit - wenigstens als<br />

»Allerweltsursache« für Krankheiten.<br />

Als Klassiker <strong>der</strong> radiästhetischen Medizin gilt Freiherr von Pohl, <strong>der</strong><br />

1932 ein Buch veröffentlichte, das in <strong>der</strong> Radiästhesie Geschichte machen<br />

sollte: »Erdstrahlen als Krankheitserreger«. Mit <strong>der</strong> Wünschelrute hatte<br />

von Pohl in einer süddeutschen Kleinstadt Krebspunkte <strong>und</strong> -1inien gesucht<br />

<strong>und</strong> von Venvaltungsbeamten <strong>der</strong> Stadt kontrollieren <strong>und</strong> protokollieren

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