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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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faßlich ist, eine Technik, die Sinn macht etc. - ohne daß dafiir ein Fachwis-<br />

sen vonnöten ist, das nur dem (magischen) Experten zugänglich wäre. <strong>Die</strong><br />

Magie ist subjektiv, <strong>und</strong> die generalisierte Subjektivität macht sie zur »Pri-<br />

vatsache«, die »individuellen Bedürfnissen, Wünschen, Hoffnungen« folgt<br />

(Angst 1972,lO). Vor allem die fehlende Differenziertheit <strong>der</strong> Magie ermög-<br />

licht ihr nichtspezialisierte, alltäglich verständliche, »ganzheitliche« Erklä-<br />

rungen (ohne jedoch eine universale Deutung zu geben). Ganzheitlichkeit<br />

heißt in dieser Hinsicht das Ignorieren <strong>der</strong> Grenzen spezialisierter Wissens-<br />

<strong>und</strong> Handlungsbereiche. Das macht den Reiz <strong>der</strong> Magie aus. Statt für den<br />

Nicht-Experten unverständliche Expertenlösungen, sei es bei Krankheit,<br />

beim Waldsterben o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Nahmngsauswahl, bietet die Magie unspe-<br />

zifische, dafür aber verständliche Rezepte, die nur ein geringes Maß an Ein-<br />

übung erfor<strong>der</strong>n (<strong>und</strong> dieses Maß ist es, was kommunikativ vermittelt wer-<br />

den kann). Weil die Magie keine kulturellen Unterschiede zwischen den<br />

spezialisierten Wissensgebieten kennt o<strong>der</strong> macht, fallt sie nicht aus dem<br />

Prozeß <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung heraus, son<strong>der</strong>n siedelt sich gewissermaßen<br />

unterhalb <strong>der</strong> ausdifferenzierten Institutionsbereiche an: bestenfalls an den<br />

Grenzen zur Wissenschaft, zur Religion, zur Medizin etc. Damit ist die<br />

Transzendenz, mit <strong>der</strong> es die Magie zu tun hat, in gewissem Sinne die Un-<br />

zugänglichkeit <strong>der</strong> in die unterschiedlichsten spezialisierten Institutionen<br />

ausgelagerten Systeme des Son<strong>der</strong>wissens. In dem Maße, wie die Erklärbar-<br />

keit <strong>und</strong> Verständlichkeit vieler Vorgänge selbst des eigenen Leibs an Ex-<br />

perten überantwortet <strong>und</strong> an spezialisierte Institutionen abgegeben wird,<br />

wie vieles, was den einzelnen betrim, von ihm nicht so gewußt wird, wie es<br />

(jedenfalls nach Meinung des einzelnen) von den Experten verstanden wer-<br />

den könnte, erscheint dieses Wissen dem nicht-spezialisierten einzelnen als<br />

nicht mehr zugänglich - es ist opak, <strong>und</strong>urchsichtig für alle praktischen<br />

Zwecke. <strong>Die</strong> Aufspaltung <strong>der</strong> Zuständigkeit in zahllose Einzelfunktionen<br />

ist nicht mehr einsehbar, übersichtlich <strong>und</strong> überschaubar; die subjektive<br />

Erfahrung läßt sich mit dem Wissen einer einzelnen funktional differenzier-<br />

ten Institution (<strong>und</strong> sei es auch die kirchliche Religion) nicht mehr zusam-<br />

menbringen. <strong>Die</strong> Attraktivität <strong>der</strong> Magie zehrt von <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Wis-<br />

senssysteme, die dem einzelnen kaum umfassende, »ganzheitliche« - d.h.<br />

subjektiv verständliche - Erklärungen bieten können. <strong>Die</strong> Magie gibt in ge-<br />

wisser Weise Kompetenz zurück, indem sie das Wissen »ganzheitlich« in<br />

den einzelnen, in sein (generalisiertes) Charisma, seine »Fühligkeit«, »In-<br />

tuition« o<strong>der</strong> »Energie« verlegt. Nur so ist es auch zu erklären, daß ein guter<br />

Teil <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> »lebensweltlich« orientierten »Emanzipationsbewe-<br />

gungen« (<strong>der</strong> 70er Jahre), die sich gegen »systemische Zwänge« <strong>der</strong> großen<br />

Institutionsbereiche wandten, ohne größere Brüche (seit Anfang <strong>der</strong> 80er

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