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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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zendenten.' Lebensweltlich ist sie in dem Sinne, daß sie nur vom Subjekt<br />

erfahren werden kann.<br />

<strong>Die</strong> subjektive Erfahrung magisch wirken<strong>der</strong> Transzendenzen wird auf<br />

dieselbe Weise vergesellschaftet wie auch an<strong>der</strong>e subjektive Erfahrungen.<br />

Es werden typische Fertigkeiten ausgebildet <strong>und</strong> mit konventionellem Sinn<br />

versehen; darauf baut sich ein Komplex von Rezept-, Regel- <strong>und</strong> Gewohn-<br />

heitswissen auf. So entstehen auch in <strong>der</strong> Magie Wissensarten, die dem gän-<br />

gigen Muster <strong>der</strong> sozialen Konstruktion <strong>der</strong> Wirklichkeit folgen, ohne von<br />

einer gr<strong>und</strong>legend an<strong>der</strong>en »Rationalität« zu zeugen.<br />

Ein Unterschied zur intersubjektiven Wirklichkeit des Alltags sollte da-<br />

bei jedoch hervorgehoben werden. Was in <strong>der</strong> Radiästhesie als »äußere<br />

Wirklichkeit« erfahren wird, zeigt sich nicht - <strong>und</strong> es bedarf einer besonde-<br />

ren Begabung (o<strong>der</strong> wenigstens eines beson<strong>der</strong>en Wissens). <strong>Die</strong> Radiästhe-<br />

sie geht, wie jede Form <strong>der</strong> Magie, von an<strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>annahmen aus. Im<br />

Falle des radiästhetischen Akts sind die Grenzen des Körpers an<strong>der</strong>s ange-<br />

legt. Was hier erfahren wird, ist eine »Kraft«, die die Grenzen des normaler-<br />

weise Erfahrbaren überschreitet: räumlich in den Untergr<strong>und</strong>, zeitlich in<br />

die Zukunft o<strong>der</strong> gar in eine an<strong>der</strong>e <strong>Welt</strong>.6 <strong>Die</strong> Magie enthält im Kern eine<br />

Erfahrung des Okkulten, <strong>der</strong> wirkenden Transzendenz. Wegen ihrer f<strong>und</strong>a-<br />

mentalen Subjektivität gehört zur Magie aber auch ein alltäglicher Aus-<br />

druck: sie setzt Zeichen <strong>und</strong> »wirkt« so durch den Magier in die alltägliche<br />

Wirklichkeit hinein. Ihre »Außenseite« ist gr<strong>und</strong>legend Kommunikation,<br />

Anzeige <strong>und</strong> Mitteilung des nicht alltäglich Erfahrenen.<br />

<strong>Die</strong> Lebensweltlichkeit <strong>der</strong> Magie gründet sich auf ihrer doppelten<br />

Gr<strong>und</strong>funktion: die Magie ist we<strong>der</strong> nur subjektive Erfahrung <strong>der</strong> Trans-<br />

zendenz noch ist sie nur Mitteilung von bloß subjektiv Erfahrenem. Kraft<br />

ihres kommunikativen Gr<strong>und</strong>zugs ist sie die Veranschaulichung subjekti-<br />

ver Erfahrungen von Transzendentem selbst. Schafft die generalisierte Sub-<br />

jektivität <strong>der</strong> verschiedensten Erfahrungen eine Gemeinsamkeit <strong>der</strong> Indivi-<br />

duen, so erzeugt die auf dem Zeichencharakter <strong>der</strong> Magie aufbauende<br />

Kommunikation eine durchaus alltägliche Plausibilität. Daß diese Doppel-<br />

funktion sie für vielfältige subjektive Erfahrungen <strong>und</strong> unterschiedlichste<br />

kommunikative Konstruktionen fast beliebig öffnet, hat Folgen für die Lage<br />

<strong>der</strong> Magie.<br />

Es gibt verschiedene Versuche, die Kontinuität <strong>der</strong> Magie in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>-<br />

ne zu erklären. Wird einmal ein gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Irrationalismus dafür ver-<br />

antwortlich gemacht, so ein an<strong>der</strong>es Mal »historische Krisen« <strong>und</strong> schließ-<br />

lich auch »okkulte Revivals« (Galbreath 1983). Alle drei Gründe vermögen<br />

nicht zu befriedigen. So strittig <strong>der</strong> empirische Gehalt <strong>der</strong> Magie auch im-<br />

mer sein mag, es ist deutlich genug geworden, daß auch die subjektiven Er-

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