Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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ung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft erfor<strong>der</strong>t einerseits von <strong>der</strong> Radiästhesie<br />
(wie von <strong>der</strong> Magie überhaupt), Gesellschaften, Institutionen, Verbände,<br />
Betriebe usw. auszubilden, um zu überleben. Wo sich aber solche Insti-<br />
tutionen eigens für die Radiästhesie als einer magischen Praxis ausbil-<br />
den, dort treffen sie auf den kompetenten <strong>und</strong> »legitimen« Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en, spezialisierten Institutionen: Wissenschaft, Technik, Medizin<br />
usw.<br />
Das ist kein theoretischer Wi<strong>der</strong>spruch zur Lebensweltlichkeit <strong>der</strong><br />
Magie. <strong>Die</strong>ser Zwiespalt definiert geradezu die Magie in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne:<br />
Wo sie diffus auftritt, bleibt sie plausibel, wo sie sich institutionalisiert<br />
(<strong>und</strong> das muß sie, um zu überleben), stößt sie an an<strong>der</strong>e Institutionen,<br />
<strong>und</strong> zwar sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Zwecke, die sie verfolgt (wie z.B. in<br />
<strong>der</strong> Medizin), wie hinsichtlich <strong>der</strong> Legitimationen (wie z.B. in <strong>der</strong> Wis-<br />
senschaft). <strong>Die</strong> Magie ist zuständig für alles, was die Spezialisten den Lai-<br />
en nicht verständlich machen können; sobald die Magie jedoch selbst<br />
professionelle Experten ausbildet, muß sie mit dem Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Spe-<br />
zialisten rechnen, die einen Anspruch auf spezielle Wahrheiten erheben<br />
können.<br />
Wie das Interesse <strong>der</strong> Öffentlichkeit an <strong>der</strong> »Geobiologie« <strong>und</strong> an ande-<br />
ren magischen, »ganzheitlichen« Anschauungen zeigt, ist die Konfliktlinie<br />
keineswegs geschlossen. <strong>Die</strong> Ausbildung einer zwar disparaten magischen<br />
<strong>Welt</strong>anschauung, die sich u.a. als »New Age« bezeichnet, zeigt deutlich die<br />
Tendenz zur Etablierung einer Ganzheitlichkeit, die die Undurchsichigkeit<br />
<strong>der</strong> differenzierten mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft auf subjektive Fähigkeiten, auf<br />
»Intuition«, »inneres Wissen« o<strong>der</strong> »kosmischen Zusammenhang« zurück-<br />
führt. Der Zwiespalt <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Magie, sich aufs Nichtspezialisierte zu<br />
spezialisieren <strong>und</strong> sich doch institutionalisieren zu müssen, setzt <strong>der</strong> Aus-<br />
breitung eines im Alltag schwelenden »magischen Denkens« o<strong>der</strong> gar einer<br />
(unter dem Titel »New Age« sich ausbildenden) »magischen <strong>Welt</strong>anschau-<br />
ung« indes enge Grenzen. Wie die Radiästhesie für ihre »ganzheitlichen«<br />
praktischen Angebote ein zwar heterogenes, aber begrenztes Publikum fin-<br />
det, so bleibt auch das »New Age« inhaltlich uneinheitlich <strong>und</strong> synkreti-<br />
stisch <strong>und</strong> beschränkt sich auf ein sozialstrukturell diffuses, aber beschränk-<br />
tes »kultisches Milieu«. In diesem Milieu werden nicht nur »theoretisch«<br />
Sinnfragen als »Esoterik« bewältigt, nicht nur Probleme des Soziallebens<br />
»psychotherapeutisch« behandelt, son<strong>der</strong>n auch konkrete Probleme des<br />
Körpers, <strong>der</strong> Umwelt, von Raum <strong>und</strong> Zeit mit Mitteln <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>n transfor-<br />
mierten Magie gelöst. <strong>Die</strong> einzelne magische Disziplin aber bleibt auf Ni-<br />
schen praktischer Probleme im Alltag beschränkt. <strong>Die</strong> Radiästhesie behan-<br />
delt ihre Probleme so auf eine Art, die sie zum Exempel <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen