Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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nommen werden, das Wasseraufkommen wird »gemessen«, indem man im<br />
Geiste Wasser in Literkrüge schöpft <strong>und</strong> sie zählt, die Tiefe, indem man im<br />
Geiste Meter zählt - bis die Rute ausschlägt. <strong>Die</strong>se »mentalistische« Vorge-<br />
hensweise unterscheidet sich zwar von <strong>der</strong> Verwendung künstlicher Zei-<br />
chen. <strong>Die</strong> Unterschiede fallen aber weniger groß aus, wenn man weiß, daß<br />
in beiden Fällen Abstimmungen vorgenommen, Merkzeichen gesetzt <strong>und</strong><br />
»natürliche« Anzeichen gelesen werden. Darüber hinaus wird in allen Fäl-<br />
len <strong>der</strong> F<strong>und</strong> selbst wie<strong>der</strong> visualisiert. Aus Zweigen, Steinen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Gegenständen bildet man Merkzeichen; zu einigen Schulungen müssen<br />
Meterstäbe mitgebracht werden, o<strong>der</strong> sie werden dort zum Kauf angeboten.<br />
Damit kann <strong>der</strong> nun schon kompetente Neuling seine F<strong>und</strong>e zu einem je<br />
nach Wissensgrad komplexen System auslegen. Das Auslegen bezeichnet<br />
die endgültige Feststellung <strong>der</strong> Ergebnisse: das Unsichtbare ist nun sicht-<br />
bar, es ist ein sinnlich wahrnehmbares Ergebnis geworden.<br />
Das Übersinnliche wird also aufverschiedene Weisen objektiviert. Im ge-<br />
meinsamen Ausmuten mit Lehrern <strong>und</strong> Schülern, im Auslegen von Merk-<br />
zeichen, im Erlernen »natürlicher« Anzeichen <strong>und</strong> in den künstlichen Zei-<br />
chen erhält es seinen sinnlichen Ausdruck. Das Visualisierte, das selbst nur<br />
als an<strong>der</strong>er Zeichenträger an die Stelle des Ausschlages tritt, wird verstan-<br />
den als das Unsichtbare, auf das es nur hinweist. <strong>Die</strong> Ausschläge werden ge-<br />
meinsam abgestimmt, objektiviert <strong>und</strong> mit Bedeutungen versehen. <strong>Die</strong> No-<br />
vizen machen sich so mit den Vorstellungen des Übersinnlichen vertraut,<br />
<strong>der</strong>en Bedeutungen ihnen sprachlich vermittelt werden. Natürlich bleibt<br />
<strong>der</strong> Ausschlag die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Radiästhesie, <strong>und</strong> zur Einübung des Aus-<br />
schlages gehört zweifellos die gesteigerte Aufmerksamkeit auf die leibli-<br />
chen Vorgänge.<br />
Handlungsleitend jedoch sind die Bedeutungen des Ausschlags, die ihm<br />
kommunikativ verliehen werden. Der angehende Radiästhet erlernt sie in<br />
Vorträgen <strong>und</strong> Gesprächen. Und er verinnerlicht das Visualisierte, von dem<br />
er sich nun Schritt für Schritt entfernt, bis es nur noch als unsichtbar gewor-<br />
denes Wissenselement sein Handeln leitet. Der Neuling lernt, vom Visuali-<br />
sierten zu abstrahieren, seine immergleichen Ausschläge auch ohne künst-<br />
liche Anhaltspunkte <strong>und</strong> ohne die Kontrolle an<strong>der</strong>er mit den unterschied-<br />
lichsten Bedeutungen zu verstehen. Ist die Schulung beendet, so bedeutet<br />
<strong>der</strong> Ausschlag dem frisch gebackenen Radiästheten genau das, was er an<br />
Bedeutungen gelernt <strong>und</strong> in visualisierter Form gesehen hat: unsichtbare<br />
Strahlen, Schwingungen <strong>und</strong> Kräfte.<br />
Der Radiästhesie scheint somit etwas vom wilden Denken anzuhaften.<br />
»Das wilde Denken trennt nicht den Augenblick <strong>der</strong> Beobachtung von dem<br />
<strong>der</strong> Interpretation, so wenig wie man die von einem Gesprächspartner aus-