Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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Probleme finden. Während die Institutionen die Ausbildung von Theorien<br />
ermöglichen, sind die Theorien von einer »Generalisierung« <strong>der</strong> Fühligkeit<br />
geprägt. Zunächst wirkt die magische Kraft nicht mehr in den Dingen, son-<br />
<strong>der</strong>n im einzelnen Menschen. <strong>Die</strong> magische Kraft wird, um mit Gehlen zu<br />
reden, ein Transzendieren ins <strong>Die</strong>sseits, sie wird subjektiviert. Später wird<br />
die subjektiv erfahrene Wirkung <strong>der</strong> Magie generalisiert: Nunmehr kann je-<br />
<strong>der</strong> von diesen Kräften betroffen sein. Zugleich zeigen sich diese Kräfte im-<br />
mer weniger an konkreten Zielen. Auf <strong>der</strong> Basis einer in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
Wünschelrute einmaligen Institutionalisierung erfahren die radiästheti-<br />
schen Konstrukte mehr <strong>und</strong> mehr eine Theoretisierung: die konkreten Zie-<br />
le werden zu einer komplexen Strahlenwelt, die überall vorkommt <strong>und</strong> für<br />
jeden gilt.<br />
Zugleich fuhrt die Theoretisierung zu einer Systematisierung des ma-<br />
gischen Wissens. Der Okkultismus ersteht hier erst recht als weltan-<br />
schauliches Gebilde, das einmal eine stärker naturwissenschaftliche, ein<br />
an<strong>der</strong>es Mal eine stärker weltanschauliche, »esoterische« Ausprägung er-<br />
fahrt (eine Ausprägung, die insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Geomantie auch zur Pra-<br />
xis wird). <strong>Die</strong> Theoretisierung betrifft unmittelbar auch die Ziele: Sie<br />
werden in zunehmendem Maße abstrakt, lösen sich von den konkreten em-<br />
pirischen Zielen ab, <strong>der</strong>en Erreichung nur mit großen Einschränkungen be-<br />
stätigt werden könnte. Erst durch diese Theoretisierung gelingt <strong>der</strong> An-<br />
schluß an die an<strong>der</strong>en Formen <strong>der</strong> »magischen <strong>Welt</strong>anschauung«, die im<br />
»Neuen Zeitalter« einen synkretistischen, »großen« gemeinsamen Nenner<br />
finden.<br />
<strong>Die</strong> Subjektivierung entzieht den Ausschlag in gewissem Sinne einer po-<br />
sitivistischen Erfahrungskontrolle, wie die spezifische Theoretisierung im<br />
Rahmen nicht kanonisierter Wissenssysteme die Radiästhesie vor dem Zu-<br />
griff technischer, medizinischer, religiöser <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er spezialisierter Wis-<br />
senssysteme schützt. Der magische Akt ist gr<strong>und</strong>sätzlich an die subjektive<br />
Erfahrung geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> er ist we<strong>der</strong> von einem medizinischen noch von<br />
technischen, wissenschaftlichen o<strong>der</strong> gar religiösen Standpunkt aus zu be-<br />
urteilen. <strong>Die</strong> Subjektivität <strong>der</strong> Radiästhesie gibt sich keinem Kriterium<br />
preis: Wo sie wissenschaftlich nicht nachweisbar ist, da bleibt die subjektive<br />
Erfahrung einzige Evidenz, <strong>und</strong> wo die subjektive Erfahrung nicht genügt,<br />
dort wird sie (wenn auch bloß kommunikativ) »objektiviert«. So wenig »all-<br />
täglich« die Magie als Erfahrung <strong>der</strong> wirkenden Transzendenz auch immer<br />
ist - sie ist von Gr<strong>und</strong> auf »lebensweltlich«: sie bleibt ans erfahrende Sub-<br />
jekt geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> sie kann davon auch nicht abgelöst werden. <strong>Die</strong> Magie<br />
basiert, wie alle »paranormalen Erfahrungen« (zu denen auch mystische,<br />
nicht im Alltag wirkende zählen), auf <strong>der</strong> subjektiven Erfahrung des Trans-