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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Rolle, wie sie im »Braunschweiger Mosesbuchprozeß« (1953-61) an den<br />

Tag trat.9<br />

Sowohl in diesen Verhandlungen gegen die Herausgeber des 6. <strong>und</strong> 7.<br />

Buch Moses wie auch in Prozessen gegen Radiästheten traten dieselben<br />

Vertreter einer »wissenschaftlich-aufgeklärten <strong>Welt</strong>anschauung« in Er-<br />

scheinung. Dazu gehört die schon genannte anti-okkultistisch tätige »Deut-<br />

sche Gesellschaft zum Schutz vor Aberglauben e.V.« Der Gerichtsmedizi-<br />

ner Prokop, <strong>der</strong> schon als Gutachter beim Braunschweiger Hexenprozeß<br />

aufgetreten war, leitete ein Team zur Bekämpfung des »Erdstrahlen- <strong>und</strong><br />

Abschirmwesens« <strong>und</strong> ist Autor mehrerer skeptischer Bücher zur Radi-<br />

ästhesie. <strong>Die</strong> juristische Debatte findet ihren Höhepunkt in Schäfers (später<br />

veröffentlichter) Dissertation von 1958. Schäfer prägte den Begriff des »Ok-<br />

kulttäters«. Damit bezeichnet er Träger des Aberglaubens, vor allem »He-<br />

xenbanner«, »magische Heiler« <strong>und</strong> die radiästhetischen »Erdentstrahler«,<br />

die den Aberglauben zu eigenen Gunsten finanziell mißbrauchten. Auch<br />

hier findet sich eine Trennung zwischen dem »echten«, moralisch gutwilli-<br />

gen, »gutgläubigen« Okkulttäter <strong>und</strong> dem unechten Okkulttäter, bei dem<br />

»das finanzielle, materielle Interesse als <strong>der</strong> eigentliche Anreiz zur Tat an<br />

ihrem Anfang« stehe (Schäfer 1958,247 f). Eine <strong>der</strong> wichtigsten Institutio-<br />

nen <strong>der</strong> Okkultgegner ist - nach <strong>der</strong> DEGESA - die Mannheimer »Zentra-<br />

le zur Bekämpfung <strong>der</strong> Unlauterkeit im Heilgewerbe«. Im Unterschied zur<br />

Vereinigung <strong>der</strong> Skeptiker bekämpft sie unlautere Werbemethoden <strong>und</strong><br />

Kurpfuscherei nicht durch die »wissenschaftliche Untersuchung von Para-<br />

wissenschaften«, son<strong>der</strong>n durch rechtliche Maßnahmen, durch gerichtliche<br />

Anklagen o<strong>der</strong> Gutachten (Rose 1979).<br />

Seit den 30er Jahren richten sich die rechtlichen Einwände gegen die<br />

Kommerzialisierung <strong>der</strong> Radiästhesie, insbeson<strong>der</strong>e aber gegen das »Erd-<br />

strahlungswesen« <strong>der</strong> medizinischen Radiästhesie. Das zeigt sich an den<br />

Argumenten <strong>der</strong> Radiästheten <strong>und</strong> an den durchgängigen Vorwürfen <strong>der</strong><br />

Geldmacherei <strong>und</strong> Kurpfuscherei. Unter dem Vomrf <strong>der</strong> mangelnden<br />

medizinischen Qualifikation <strong>und</strong> <strong>der</strong> unlauteren Absichten wird die Radiä-<br />

sthesie als »Paramedizin« (Prokop <strong>und</strong> Oepen), als »illegale kurpfuscheri-<br />

sche Heilk<strong>und</strong>e« (Schäfer) o<strong>der</strong> als »okkultistischer Medizinschwindel« be-<br />

zeichnet (Schäfer 1963).<br />

<strong>Die</strong> von »Okkultgegnern« vorgebrachten Einwände beschränken sich<br />

jedoch nicht nur auf rechtliche Probleme. Prokops weltanschauliche Argu-<br />

mente für den »wissenschaftlichen Materialismus« stießen auch bei Skepti-<br />

kern nicht immer auf einhellige Zustimmung. Doch auch an<strong>der</strong>e Okkult-<br />

gegner teilen Prokops Vorstellung, daß <strong>der</strong> Okkultismus eine Gefahr für die<br />

Bevölkerung darstelle, weil er Irrationalismus, Unmündigkeit <strong>und</strong> Aber-

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