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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Herr 1.: Haben Sie Beschwerden. <strong>Die</strong> Frau ja. (Ah sie) brauche mir nicht sagen<br />

welche Beschwerden. Wenn ich nachmesse. Komme ich auf die Beschwerden. Sagt<br />

die Frau, das gibt es nicht. Sag ich gut. Wollen wer probieren. [Er erzählt, daß er<br />

zwei Wassera<strong>der</strong>n fand] aber schauen Sie, auf <strong>der</strong> rechten Seite ist es von <strong>der</strong> Soh-<br />

le bis zum Scheitel, <strong>und</strong> Sie liegen in einer (hohen Dosis) daß Sie hier nicht eine<br />

Lähmung. Sagt die Frau, ich (krieg) ja meinen Fuß nicht <strong>und</strong> den Arm nicht mehr<br />

hoch . . .<br />

Nach dem überraschenden Treffer (Herr I. diagnostizierte eine ihm un-<br />

sichtbare Beschwerde), den die Frau zuvor nicht für möglich gehalten hatte,<br />

bestellte sie Herrn I. zu einer Hausuntersuchung, bei <strong>der</strong> allerdings auch ihr<br />

skeptischer Mann zugegen war.<br />

Herr 1.: Der Mann hat mich so skeptisch angschaut, wenn ich nicht am Mittag<br />

gesagt hätte, was die Frau hat, hätt <strong>der</strong> mich rusgschmisse.<br />

Offensichtlich sieht Herr I., daß sein Treffer eine selbst für Skeptiker<br />

überzeugende Leistung ist. Daß diese Diagnosetreffer bedeutsame Ereig-<br />

nisse sind, zeigt sich noch während <strong>der</strong> zweiten Ausmutung. Im Laufe des<br />

Verkaufsgesprächs rekonstruiert Herr A. den vorangegangenen Treffer als<br />

Beispiel für die Erfolge bei »Blindversuchen«:<br />

Herr A.: Also wir haben, wenn wir so Blindversuche machen ne, so, wie ich oben<br />

an ihr Bett rangegangen bin, hab' gesagt, also hier die - die Ecke, Sie sagen,<br />

ha ha meine Füße.<br />

Frau 0.: (lacht)<br />

(Herr A. folgert, daß sich die Mutungen meist mit den Krankheiten decken).<br />

A.'s Vergleich zu »Blindversuchen« ist aufschlußreich. Denn tatsächlich<br />

sind die Beschweden für ihn so unsichtbar wie die Strahlenwelt für die Kun-<br />

den. Wenn die Radiästheten es von Anbeginn vermeiden, über diese<br />

Beschwerden informiert zu werden, so scheinen sie von <strong>der</strong> Annahme aus-<br />

zugehen, durch ihre Fähigkeiten solche nicht sichtbaren Beschwerden auf-<br />

zudecken. <strong>Die</strong> durch das Verschweigen <strong>der</strong> Beschwerde geweckte, offenbar<br />

von beiden Seiten gehegte Erwartung, daß <strong>der</strong> Heiler die ihm unbekannten<br />

<strong>und</strong> für ihn nicht sichtbaren Beschwerden des Klienten ausfindig macht,<br />

stellte Kleinman als eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Interaktionen zwischen Schama-<br />

nen <strong>und</strong> Klienten auf Taiwan heraus. Durch die Vermeidung des Anamne-<br />

segesprächs erhält die Ausmutung gewissermaßen einen magischen Cha-<br />

rakter: Der Radiästhet macht eine Aussage über den Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

des Gegenübers, <strong>der</strong> ihm unbekannt <strong>und</strong> unsichtbar sein sollte. Der Treffer<br />

hinterläßt den Eindruck einer beson<strong>der</strong>en Fähigkeit des Radiästheten, die<br />

ans Hellsehen grenzt. Ob diese Fähigkeit ,wirklich< existiert, soll hier nicht<br />

erörtert werden. (Es gibt einige Argumente, die solche Diagnosetreffer

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