Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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Damit ist ein Gr<strong>und</strong>modell <strong>der</strong> medizinischen Radiästhesie beschrieben:<br />
die Orte, an denen <strong>der</strong> Rutengänger Ausschläge erhält, können ebenfalls für<br />
Krankheiten verantwortlich gemacht werden. Da die Rute auf einen »Ort«<br />
hinweist, wird angenommen, die ortsgeb<strong>und</strong>enen »Erdstrahlen« - gleich<br />
welcher Art - seien die Ursache für Krankheiten. In den entwickelteren<br />
Modellen einer »Strahlenwelt« nehmen die Erdstrahlen die erwähnten Mu-<br />
ster an: es sind »geopathische Zonen«, verstanden als Gitter, Linien o<strong>der</strong><br />
Frequenzen (bzw. <strong>der</strong>en Abwandlungen <strong>und</strong> Polarisierungen): »So ist auch<br />
jetzt alles <strong>der</strong> Wechselwirkung von Plusstrahlungen des Alls <strong>und</strong> Minus-<br />
strahlungen <strong>der</strong> Erde ausgesetzt. (. . .) Ist ein Lebewesen (mit erwähnten<br />
wenigen Ausnahmen) einem Zuviel - <strong>und</strong> dies insbeson<strong>der</strong>e -, aber auch<br />
einem Zuwenig (Vakuum-Wirkung, Nullfeld) ausgesetzt, kurz, ist die na-<br />
türliche Umgebung nicht gegeben, bedeutet dies Unbehaglichkeit, Un-<br />
wohlsein, Störung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit bis hin zu schwerer Krankheit <strong>und</strong> ver-<br />
frühtem Tod!« (Wetze1 1982, 17).<br />
<strong>Die</strong> innerhalb <strong>der</strong> radiästhetischen Medizin geteilte Gr<strong>und</strong>auffassung<br />
Iäßt sich auf die von Hartmann geprägte Formulierung bringen: Krankheit<br />
als Standortproblem. Was auch immer radiästhetisch gemessen wird: Erd-<br />
strahlen, kosmische strahlen, elektromagnetische Wellen, linksdrehende<br />
Reizzonen, Wassera<strong>der</strong>n, Brüche <strong>und</strong> Verwerfungen, geopathogene Zonen<br />
o<strong>der</strong> diverse Gitter <strong>und</strong> Kreuzungen - das radiästhetisch Gemessene wird<br />
als eine Ursache für Krankheiten angesehen.<br />
Den Zusammenhang zwischen aus dem Boden kommenden Strahlen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Wirkung auf Menschen (<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Lebewesen) bringt <strong>der</strong> Be-<br />
griff »Geobiologie« treffend zum Ausdruck: <strong>Die</strong> unsichtbaren Strahlen aus<br />
<strong>der</strong> Erde haben Wirkungen aufbiologische Organismen. <strong>Die</strong>ses Gr<strong>und</strong>mo-<br />
dell wird zwar variiert: Verschiedene Organismen reagieren unterschied-<br />
lich, verschiedene Strahlenmuster wirken sich unterschiedlich aus. Doch<br />
wird an diesem Modell die entscheidende Weiterentwicklung radiästheti-<br />
scher Vorstellungen deutlich. <strong>Die</strong> historische Rekonstruktion <strong>der</strong> radi-<br />
ästhetischen Vorstellungen brachte eine zunehmende Abstrahierung <strong>und</strong><br />
eine Verinnerlichung zum Vorschein: einerseits ging man mehr <strong>und</strong> mehr<br />
von den traditionellen Zielen ab <strong>und</strong> weitete die Suche auf eine nicht ein-<br />
grenzbare Vielzahl von Zielen aus, an<strong>der</strong>erseits wurde die Wahrnehmung<br />
des »Wünschelrutenphänomens« nach innen verlagert. Auf die Subjekti-<br />
vierung folgt nun die Generalisierung <strong>der</strong> Fühligkeit: Nicht mehr nur <strong>der</strong><br />
Rutengänger »fühlt« die Strahlen; sie wirken sich auf jeden Menschen, ja<br />
(als »biologische Radiästhesie«) auf alle Organismen aus. <strong>Die</strong>se Generalisie-<br />
rung <strong>der</strong> Fühligkeit ist zwar kein ausgesprochenes Konzept etwa <strong>der</strong> theo-<br />
retischen Radiästhesie (ebensowenig wie die Subjektivierung). Und doch