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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Wenn Ben<strong>der</strong> <strong>der</strong> Radiästhesie eine »Strahlenmystik« attestiert, so trifft<br />

er diese Deutungen besser, als seine eigenen Erläuterungen glauben ma-<br />

chen.16 Unter den Radiästheten finden sich aber durchaus auch Praktiker,<br />

die sich in aller Selbstverständlichkeit als »Mystiker« bezeichnen: »Ich bin<br />

ein Mystiker, ein ausgesprochener Mystiker. (. . .) Ich nehme Dinge wahr,<br />

die an<strong>der</strong>e nicht wahrnehmen. Aber die Radiästhesie <strong>und</strong> die Mystik gehö-<br />

ren zusammen.«<br />

W. integriert den Radiästheten in sein gnostisches Bild einer mehrstufi-<br />

gen <strong>Welt</strong>, in <strong>der</strong> Schutzengel, Schwingungen, Geister <strong>und</strong> das Göttliche ne-<br />

beneinan<strong>der</strong> Platz haben. <strong>Die</strong>s hat für ihn auch moralische Konsequenzen:<br />

»Ein Radiästhet isch ein göttlich veranlagter Mensch, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Wahrheit die Ehre<br />

gibt.«<br />

Ähnliche religiös motivierte moralische For<strong>der</strong>ungen stellen auch ande-<br />

re Radiästheten an ihre Kollegen:<br />

»Daher muß die Radiästhesie beinahe wie ein religiöser Kult betrieben werden<br />

<strong>und</strong> setzt eine Geistes- <strong>und</strong> Lebenshaltung von größter Lauterkeit, vor allem <strong>der</strong><br />

Absichten, <strong>und</strong> eine bedingungslose Wahrhaftigkeit voraus.«"<br />

Derartig deutlich religiöse Legitimationen stehen gegenüber den wissen-<br />

schaftlichen zweifellos in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit. <strong>Die</strong> hier angeführten Vertreter<br />

einer religiösen Deutung zeigen aber zur Genüge, daß religiöse Vorstellun-<br />

gen einer »an<strong>der</strong>en Wirklichkeit« o<strong>der</strong> kosmologische eines »neuen Zeital-<br />

ters« von auch sehr prominenten Radiästheten nicht erst seit neiiestem<br />

vertreten werden. Sie stellen - neben <strong>der</strong> Wissenschaft - den zweiten Sinn-<br />

bereich dar, aus dem die Radiästhesie ihre Legitimationen bezieht. Erst<br />

diese unterschiedlichen Sinntraditionen macht die Zweiteilung <strong>der</strong> Radi-<br />

ästheten in »Mentalisten« <strong>und</strong> »Physikalisten« verständlich. Doch sind kei-<br />

neswegs scharfe Grenzen zwischen dem Wissenschaftlich-Säkularen <strong>und</strong><br />

dem Okkult-Sakralen gezogen. Vielmehr finden sich fließende Übergänge.<br />

In <strong>der</strong> utopischen Vorstellung einer »an<strong>der</strong>en Wissenschaft«, eines »neuen<br />

Zeitalters«, einer »Noch-Nicht-Wissenschaft« <strong>und</strong> noch deutlicher im<br />

»neuen Denken« <strong>der</strong> »physikalistischen« Versionen finden sich Spuren <strong>der</strong><br />

jeweils an<strong>der</strong>en Sinnprovinz. <strong>Die</strong> Radiästhesie weist offenk<strong>und</strong>ig eine ge-<br />

mischte, doppelspurige Legitimation auf. Selbst weltanschauliche Theorien<br />

berufen sich auf die Wissenschaft, <strong>und</strong> noch die »physikalistischsten«<br />

Theorien enthalten utopische <strong>und</strong> »okkulte« Elemente.<br />

Während indes die Orientierung an <strong>der</strong> Wissenschaft eindeutig identifi-<br />

zierbar ist, läßt sich <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Pol <strong>der</strong> Legitimation kaum bestimmen.<br />

Christlich-religiöse, gnostische, spiritistische <strong>und</strong> magische Traditionen<br />

können herangezogen werden. So uneinheitlich die christlichen, gnosti-

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