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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Vermutlich handelte es sich um ein Werkzeug von Priestern, mit dem die<br />

Zukunft gedeutet wurde (Resch 1967,2 E). Über die nachklassische Zeit des<br />

Pendels ist wenig bekannt, die »sanftere Schwester« <strong>der</strong> Wünschelrute soll<br />

zwar im Brauchtum des Mittelalters weit verbreitet gewesen sein. Vielleicht<br />

kann auch Agricolas Bemerkung in »De re metallica«, daß die Zauberer u.a.<br />

mit »Ringen, Spiegeln <strong>und</strong> Kristallen« Gänge suchten, als ein Hinweis auf<br />

den Pendel angesehen werden. An<strong>der</strong>e Quellen dagegen behaupten, er sei<br />

von Finnlän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Schweden, die damit Schätze suchten, im 18. Jahr-<br />

hun<strong>der</strong>t nach Deutschland gebracht worden (Beyer 1749 nach Jenny 1936).<br />

Sicher ist jedoch, daß er zu Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts in Mode kam, <strong>und</strong><br />

schon zu Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts gab es »kaum mehr ein Gebiet (. . .),<br />

auf das <strong>der</strong> Pendel nicht schon angewendet worden war (Resch 1967,22 <strong>und</strong><br />

Tromp 1949, 364).<br />

8. Radiästhesie - die Verinnerlichung <strong>der</strong><br />

verborgenen Kräfte<br />

<strong>Die</strong> Abwendung von <strong>der</strong> Religion <strong>und</strong> die zunehmende Bedeutung <strong>der</strong><br />

Wissenschaft blieben nicht ohne Folgen für die Radiästhesie. Nirgends zei-<br />

gen sie sich so deutlich wie an den Untersuchungen des Physikers Ritter En-<br />

de des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Gemeinsam mit dem italienischen Radiästheten<br />

Campetti hatte Ritter in München einige staatlich gefor<strong>der</strong>te Experimente<br />

durchgeführt. Er war von <strong>der</strong> Annahme ausgegangen, es handele sich um<br />

ein elektrisches Phänomen. Seine zweifelhaften Ergebnisse stießen zwar<br />

auf großen Wi<strong>der</strong>stand seiner Kollegen an <strong>der</strong> »Königlichen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften«, <strong>der</strong> auch in mehreren Artikeln in wissenschaftlichen Zeit-<br />

schriften geäußert wurde. Ritter konnte jedoch auf die Unterstützung ande-<br />

rer Kreise rechnen. Eng verb<strong>und</strong>en mit Franz von Baa<strong>der</strong>, galt er den Schle-<br />

gels <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Intellektuellen als »<strong>der</strong> Physiker <strong>der</strong> Romantik«.30 (<strong>Die</strong><br />

romantische Neigung zur Magie zeigt sich auch daran, daß zur selben Zeit<br />

eine literarische Zeitschrift mit dem Titel »<strong>Die</strong> Wünschelrute« erschien).<br />

Ritter wollte, als Vollstrecker Novalis', »durch die Physik <strong>und</strong> in den magi-<br />

schen Kräften, die dem Menschen über die Natur gegeben zu sein scheinen,<br />

diese zu einem Planetismus [zu] erwecken, <strong>der</strong> die Versform eines noch ver-<br />

hin<strong>der</strong>ten Organismus aller Körper war.« (Wetzels 1973, 119) Bekannt<br />

durch seine Eigenexperimente, betrieb Ritter auch die Radiästhesie selbst.<br />

Erstmals waren Wissenschaftler <strong>und</strong> Radiästhet identisch. Ritter pendelte<br />

die verschiedensten Dinge aus, vom Unterleib über Metalle bis zu Früchten

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