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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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<strong>Die</strong> Überempfindlichkeit, in gewissem Sinne das angesichts <strong>der</strong> Genera-<br />

lisierung gesteigerte Charisma, muß einmal durch viel Übungen hart erar-<br />

beitet werden; an<strong>der</strong>en ist sie als beson<strong>der</strong>e Begabung sozusagen in die<br />

Wiege gelegt worden. Das Charisma <strong>der</strong> Überempfindlichkeit setzt Zei-<br />

chen. Radiästheten waren entwe<strong>der</strong> lange krank, bis sie die Ursache <strong>der</strong><br />

Krankheiten entdeckten (eben die Überempfindlichkeit) <strong>und</strong> Radiästheten<br />

wurden. O<strong>der</strong> die Überempfindlichkeit zeitigt spätere Folgen: das Ausmu-<br />

ten wird als eine körperliche Investition angesehen, die im mindesten Fall<br />

sehr anstrengend ist:<br />

»Und was mich bei <strong>der</strong> Geschichte belastet (. . .), weil des isch vergleichbar mit re<br />

geistige Arbeit, mer isch au ziemlich abgspannt, (. . . do isch mer also mol ziemlich<br />

gerä<strong>der</strong>t).« (Herr L.)<br />

Vielen erscheint das Ausmuten nicht bloß als Anstrengung, son<strong>der</strong>n<br />

sogar als ein körperliches Opfer. Der Radiästhet bezahlt seine erhöhte Füh-<br />

ligkeit mit <strong>der</strong> verstärkten Anfälligkeit seines Körpers für schädliche Strah-<br />

len,<br />

»denn das Pendeln kostet sehr viel Kraft, daß also nach <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Mensch<br />

sich selber krank macht mit dem Pendeln, aber man kann die Finger nicht davon<br />

lassen, weil immer wie<strong>der</strong> Leute auf einen zukommen. (. . .) Also ich merk's an-<br />

hand meiner Organe. <strong>Die</strong> Beine fangen an zu schmerzen, die Bauchspeicheldrüse<br />

schmerzt. Man bekommt Blähungen . . .« (Herr A.)<br />

Auch Herr W. sieht die Folgen: »Meine Hände wollen nicht mehr, meine<br />

Muskeln versagen, meine Beine wollen nicht mehr - ich mach des jetzt fast<br />

vierzig Jahre.« Nach Auffassung des Radiästheten droht ihm genau jene<br />

Krankheit, <strong>der</strong>en Ursachen er beim Ausmuten aufspürt: <strong>der</strong> Krebs. Deshalb<br />

wird den angehenden Radiästheten empfohlen, regelmäßig Schutzmaßnahmen<br />

durchzuführen, wie etwa Duschen nach Ausmutungen. Es<br />

wird auch davor gewarnt, etwa des Geldes wegen zuviele Ausmutungen<br />

vorzunehmen, da sich dieser Übermut in Erschöpfungszuständen <strong>und</strong><br />

Krankheiten rächen könnte.<br />

Zur radiästhetischen Berufung zählt also nach wie vor das Charisma, die<br />

magische Begabung: die »habilit& des mainsc <strong>und</strong> eine xertaine nervosite«<br />

(Mauss <strong>und</strong> Hubert). Wie sich die Fühligkeit generalisiert hat, so erfor<strong>der</strong>t<br />

die berufliche Praxis nun eine Übersensibilität <strong>und</strong> ein größeres Fachwissen.<br />

Dazu kommen auch ethische Qualitäten, die, wie ein Betriebsleiter bemerkt,<br />

hohe Anfor<strong>der</strong>ungen stellen:<br />

»Sie können mir 100 Rutengänger schicken, sind vielleicht vier davon eignen sich<br />

für diese Arbeit. Ehrlich, aufrichtig, menschlich sicher, hilfsbereit, ohne Materialist<br />

zu sein.« (Herr V.)

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