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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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zeß des Bergbaus integriert <strong>und</strong> unterliegen wenigstens prinzipiell den in-<br />

dustriellen Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen. Vom hohen Entwicklungsstand des<br />

Bergbaus zeugt auch die technische Literatur, in <strong>der</strong> sich Beschreibungen<br />

des Rutengehens finden (Koch 1963, 20 f ) Agricolas »De re metallicac ist<br />

<strong>der</strong> Höhepunkt einer Entwicklung, die von mittelalterlichen Stein- <strong>und</strong> Wa-<br />

lenbüchern über Bergbücher bis zu bergrechtlichen Schriften reicht. Zu<br />

dieser Literatur zählen noch die Schriften Deucers, Albinus' <strong>und</strong> Kirchers,<br />

die sich ausführlich <strong>und</strong> systematisch dem Rutengehen widmen. 1600 ver-<br />

öffentlichte Basilius Valentinus sogar ein Lehrbuch, in dem u.a. <strong>der</strong> Umgang<br />

mit <strong>der</strong> Wünschelrute behandelt wird. <strong>Die</strong>se systematische Literatur macht<br />

deutlich, wie vielfältig das Rutengehen geworden war <strong>und</strong> wie es sich nach<br />

Bewegungsformen, Materialien <strong>und</strong>, etwa in Elias Montanus' »Bergwercks-<br />

schatz« (1618), nach Rutenformen differenzierte.<br />

Zwar wird das Rutengehen in die technische Literatur <strong>der</strong> frühen Neuzeit<br />

aufgenommen, doch bleibt es nach wie vor ambivalent. Schon Agricola hat-<br />

te bemerkt, die Wünschelrute sei »strittig« <strong>und</strong> errege vielerlei »Meinungs-<br />

verschiedenheit unter den Bergleuten«. Umstritten ist das Rutengehen<br />

wegen seines schwankenden Erfolgs. <strong>Die</strong> beson<strong>der</strong>e Begabung des Ruten-<br />

gängers o<strong>der</strong>, wie Agricola sagt, die »persönliche Eigentümlichkeit dieser<br />

Leute«, gilt als sehr selten. Der 1673 verstorbene sächsische Bergmeister<br />

Balthasar Rößler teilt diese Auffassung: »Es ist aber unter vielen Menschen<br />

kaum einer darzu [d.h. zum »Ruten-Gehen«] genaturet, <strong>und</strong> wie ihr (er) etli-<br />

che gebraucht werden, treffen sie doch alle nicht wohl zusammen, mancher<br />

findet wenig, mancher findet viel.« (Vgl. Klinckowstroem 1955,93) Vor al-<br />

lem betrügerische Absicht wird Rutengängern oftmals vorgeworfen. Schon<br />

Paracelsus, <strong>der</strong> das Rutengehen aus seiner Beschäftigung mit dem Bergbau<br />

kannte, zählte sie u.a. in <strong>der</strong> »Philosophia occulta« zu den »unsicheren Kün-<br />

sten« <strong>und</strong> verurteilte sie, »denn die Wünschelrute ist trügerisch, sie geht zu<br />

gern etwa nur auf den Pfennig.« (Paracelsus 1977,312) In einem deutschen<br />

Bergwörterbuch aus dem Jahre 1570 heißt es: »Der Ruthengänger geht<br />

durch Feld 1 Und betrügt die Leut um Geld« (Nöggerath 1876, 187). Noch<br />

1828 schreibt Kar1 Huss, ein Bekannter Goethes, über den »Ruthenschlä-<br />

ger«, er sei »gemeiniglich ein fauler, verschmitzter Tagelöhner«, <strong>der</strong> hab-<br />

süchtige Bürger »übers Ohr haue«. (Urban 1902, 352) Mit <strong>der</strong> Entlarvung<br />

eines betrügerischen Rutengängers wurde dann auch das Schicksal des pro-<br />

fessionalisierten Rutengängenvesens im sächsischen Bergbau besiegelt. Bei<br />

<strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiberger Bergakademie 1766 fand die Rutengängerei<br />

keine Aufnahme.<br />

Trotz <strong>der</strong> unterschiedlichen Einwände hat sich <strong>der</strong> Gebrauch <strong>der</strong> Wün-<br />

schelrute im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t weiterhin durchgesetzt. Gute Rutengänger

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